home Panorama ARD: Xavier Naidoo vertritt Deutschland beim Eurovision Song Contest 2016

ARD: Xavier Naidoo vertritt Deutschland beim Eurovision Song Contest 2016

Da Deutschland beim ESC im vergangenen Jahr wenig Erfolg beschieden war – die Nachwuchssängerin Ann-Sophie Dürmeyer musste ohne Punkte aus Wien abreisen – will die ARD das Konzept dieses Jahr ändern. Statt den Teilnehmer wie in den vergangenen Jahren zu casten, wird Xavier Naidoo als Vertreter der deutschen Musiklandschaft beim kommenden Musikwettbewerb antreten.

„Ich trete an, um das Ding nach Hause holen“

Deutsche ESC-
Teilnehmer seit 2010
2010: Lena
2011: Lena
2012: Roman Lob
2013: Cascada
2014: Elaiza
2015: Ann Sophie
2016: 
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Naidoo bestätige bereits, teilnehmen zu wollen. In einem auf der Webseite „eurovision.de“ veröffentlichten Statement ließ der Sänger wissen, er habe „richtig Lust auf den ESC.“ Der Völker verbindende Wettbewerb sei etwas ganz Besonderes für ihn. Er wolle so gut und schön singen wie noch nie in seinem Leben, um zu zeigen, dass man auch in Deutschland Musik mit Leidenschaft mache. „Und klar, ich trete an, um das Ding nach Hause zu holen“, so der gebürtige Mannheimer.

Obwohl Naidoo als Kandidat bereits feststeht, sollen die Zuschauer nicht gänzlich von der Entscheidung über den Auftritt ausgenommen sein. Die ARD will deshalb am 18. Februar im Rahmen der Sendung „Unser Song für Xavier“ das Publikum entscheiden lassen, welches Lied der Sänger beim Wettbewerb präsentieren soll. Begründet wurde die Änderung des Konzepts durch ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber mit Naidoos Stellung im Musikgeschäft. Er sei ein Ausnahmekünstler, der seit 20 Jahren seinen Platz im deutschen Musikleben habe, so Schreiber.

ARD-Entscheidung ruft Kritiker auf den Plan

Obwohl sein musikalisches Schaffen unbestritten sein dürfte, stößt die Wahl nicht überall auf Gegenliebe. Naidoo war in jüngster Zeit durch umstrittene Aussagen zur Souveränität Deutschlands, zu Homosexualität und durch religiösen Eifer aufgefallen. Im Netz häufen sich deshalb kritische Wortmeldungen, die zum Teil auch von ARD-Mitarbeitern kamen. So twitterte beispielsweise Arnd Henze, Korrespondent des ARD-Hauptstudios, Naidoo sei ein irrlichternder Verschwörungstheoretiker und seine Berufung zum Vertreter beim kommenden ESC eine haarsträubende Fehlentscheidung. Andere stellten mit Bezug auf eine Rede des Sängers vor sogenannten Reichsbürgern die ironische Frage, ob Naidoo für die BRD oder das Deutsche Reich antrete. Bei der Reichsbürgerbewegung handelt es sich um eine rechtsextreme Gruppierung, die die Bundesrepublik ablehnt und ein Fortbestehen des Deutschen Reichs in den Grenzen der Vorkriegszeit propagiert.

Update 21.11.2015: NDR zieht Nominierung zurück

Der NDR hat heute die Nominierung Xavier Naidoos für den ESC 2016 zurückgezogen. Zuvor war die Festlegung des Senders auf Naidoo vor allem in den sozialen Netzwerken massiv kritisiert worden. „Xavier Naidoo ist ein herausragender Sänger, der nach meiner Überzeugung weder Rassist noch homophob ist. Es war klar, dass er polarisiert, aber die Wucht der Reaktionen hat uns überrascht. Wir haben das falsch eingeschätzt. Der Eurovision Song Contest ist ein fröhliches Event, bei dem die Musik und die Völkerverständigung im Mittelpunkt stehen sollen. Dieser Charakter muss unbedingt erhalten bleiben. Die laufenden Diskussionen könnten dem ESC ernsthaft schaden. Aus diesem Grund wird Xavier Naidoo nicht für Deutschland starten. So schnell wie möglich werden wir entscheiden, wie der deutsche Beitrag für den ESC in Stockholm gefunden wird“, so Thomas Schreiber, Unterhaltungskoordinator der ARD, zur Entscheidung des Senders.

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