home Wirtschaft Ölpreise: Ölförderkartell OPEC will Fördermenge ab Juli um täglich 1,2 Millionen Barrel erhöhen

Ölpreise: Ölförderkartell OPEC will Fördermenge ab Juli um täglich 1,2 Millionen Barrel erhöhen

Die Mitglieder des Ölförderkartells OPEC haben sich bei ihrem heutigen Treffen in Wien auf eine Ausweitung der bisherigen Fördermenge geeinigt. Diese soll ab Juli um 1,2 Millionen Barrel täglich steigen. Tatsächlich dürfte die beschlossene Menge in die Realität aber nicht erreicht werden, da einige Länder nach einer längeren Phase der Beschränkung nun Schwierigkeiten haben, zu einer vollen Produktion zurückzukehren und andere Länder wiederum diese Lücke nicht von heute auf morgen schließen können.

Tatsächliche Erhöhung wohl nur halb so hoch wie vereinbart

INFO-BOX:
OPEC
Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) wurde 1960 gegründet und hat ihren Sitz in Wien. Derzeit gehören dem Kartell 14 Staaten an. Zusammen fördern die OPEC-Mitgliedsstaaten rund 40 Prozent der weltweiten Erdölproduktion und besitzen etwa drei Viertel der weltweiten Erdölreserven. Ziel der OPEC ist ein monopolisierter Ölmarkt, der sich gegen die Preisbildung auf dem Weltmarkt durch die Festlegung von Förderquoten durch die Mitglieder und die Regelung der Erdöl-produktion absichern kann.
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Dabei sah es zu Beginn des OPEC-Treffens nicht nach einer schnellen Einigung aus. Während sich das dominante Mitglied des Kartells, Saudi-Arabien, zusammen mit Russland für eine Ausweitung der Ölfördermenge aussprach, wollten Länder wie Iran, Irak oder Venezuela an der Anfang 2017 festgelegten Angebotsgrenze festhalten. Ihnen bleibt auch keine andere Wahl: Während Iran unter der Wiedereinführung der US-Sanktionen durch Präsident Donald Trump leidet, macht Venezuela seit Längerem seine schwere ökonomische Krise zu schaffen. Die internationale Energieagentur (IEA) geht davon aus, dass beide OPEC-Länder in diesem Jahr rund 30 Prozent ihrer Produktion einbüßen könnten. Jan Edelmann, Rohstoffexperte der HSH Nordbank, rechnet daher maximal mit einem Anstieg von 600.000 Barrel pro Tag, also gerade einmal der Hälfte der vereinbarten Menge.

Nichtsdestotrotz begrüßte der Energieminister der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Suhail Al-Mazrouei, die Entscheidung. Sie berücksichtige die Interessen aller Mitgliedsländer und werde den Ölmarkt stabilisieren. „Alle 14 Staaten haben dem Deal zugestimmt, auch wenn nicht alle Länder davon profitieren. Das ist ein positiver Schritt für unsere Gruppe“, sagte Al-Mazrouei. Die Organisation werde sich verändern und nicht mehr nur auf den eigenen Profit schauen, sondern auf die Stabilität der globalen Welt. Analysten hatten im Vorfeld der heutigen Konferenz mit einer höheren Ausweitung des Fördervolumens gerechnet. Daher kletterte der Preis für die Nordsee-Ölsorte Brent auf rund 75 Dollar je Fass. Gegenüber den Höchstständen aus der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise von 2007 und 2008, als ein Barrel fast 150 Dollar kostete, ist Öl derzeit trotz allem noch vergleichsweise günstig.

China-Zölle auf US-Rohöl könnte Preise explodieren lassen

Druck auf die OPEC kam dabei in den vergangenen Tagen auch verstärkt von US-Präsident Donald Trump. Die USA haben in den vergangenen Jahren ihre Schieferölproduktion massiv ausgeweitet und so deutlich an Einfluss auf den Ölpreis und die OPEC gewonnen. Zudem versteht sich der US-Präsident hervorragend mit Saudi-Arabien. Robert Rethfeld, Marktexperte von „Wellenreiter-Invest“ hält es daher für möglich, dass es den USA gelingen könnte, eine Grenze von 80 Dollar je Fass bei der Ölsorte Brent einzuziehen. Alles darüber würde die Konjunktur abwürgen, so Rethfeld. Dies gilt jedoch nur, wenn der Handelsstreit zwischen den USA und China nicht weiter eskaliert und die Chinesen ihre Drohungen von 25 Prozent Strafzoll auf US-Rohöl nicht wahrmachen. Ansonsten könnte die Nachfrage Chinas, immerhin der wichtigste Öl-Importeur der Welt, auf andere Anbieter umgeleitet werden und der Ölpreis massiv in die Höhe schießen.