Immer wieder sorgen Nachrichten über das Auftreten multiresistenter Keime in Krankenhäusern mit oft tödlichen Folgen für Aufsehen. Doch woher stammen diese? Viele Antibiotika werden günstig in Schwellenländern wie Indien produziert und dann auf dem deutschen Markt für gutes Geld verkauft. Wie Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung jetzt ergeben haben, stehen besonders Abwässer aus der Antibiotika-Produktion als Quelle für die globale Verbreitung multiresistenter Keime im Verdacht.
1. Todesfälle durch unwirksame Antibiotika
2. Preisdruck ein Grund für schlechte Produktionsbedingungen
Todesfälle durch unwirksame Antibiotika
TV-Dokumentation |
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Eine Dokumentation über die Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung unter dem Titel "Der unsichtbare Feind - Tödliche Supererreger aus Pharmafabriken" zeigt Das Erste am kommenden Montag, 8. Mai um 22.45 Uhr. |
Der Vorwurf der Umweltbelastung durch Medikamentenherstellung ist an sich nichts Neues. Wie der Sprecher des Verbands der Forschenden Arzneimittelhersteller Rolf Hömke der dpa mitteilte, hätten sich die Mitglieder des Verbands im letzten September auf Maßnahmen zur Rückverfolgung der Herstellung geeinigt. So sollen in den kommenden Jahren auch Zulieferer aus Schwellenländern auf Umweltaspekte hin überprüft werden. Diese Vereinbarung hätten bisher jedoch nicht alle deutschen Pharma-Unternehmen unterzeichnet. Auch Bundesumweltminister Hermann Gröhe sieht Handlungsbedarf. Es sei unerlässlich, dass Pharmaunternehmen ihre Abwässer entsprechend aufbereiten, und zwar überall, auch in Schwellenländern. Hierauf müssten internationale Gremien im Wirtschafts- und Umweltbereich hinwirken, so der Minister am gestrigen Donnerstag.
Preisdruck ein Grund für schlechte Produktionsbedingungen
Nicht zuletzt der Preisdruck auf dem umkämpften Gesundheitsmarkt ist eine Schlüsselursache dafür, dass die Produktion von Medikamenten heutzutage zu rund 90 Prozent in Ländern wie China oder Indien stattfindet. Eines der letzten verbliebenen europäischen Werke in Frankfurt-Hoechst hatte seine Produktion im vergangenen Jahr eingestellt. In Indien reagiert man auf die Ergebnisse der deutschen Nachforschungen im Übrigen erwartbar kritisch. So sei es „Quatsch, Industrieabwässer mit dem Transfer resistenter Bakterien auf Menschen zu korrelieren“, sagte der stellvertretende Geschäftsführer des Think Tanks Zentrum für Wissenschaft und Umwelt (CSE) in Neu Delhi. Das Phänomen resistenter Keime gebe es weltweit, besonders in den USA, wo sich Antibiotika-Rückstände in jedem Produkt mit Hühnerfleisch nachweisen ließen. Die Dokumentation zu dem Thema zeigt die ARD am kommenden Montag, 8. Mai um 22.45 Uhr.