Wirtschaft

Lieferstopp aufgehoben: Edeka und Kraft Heinz beenden „Ketchup-Streit“

Rechtzeitig zum Start der Grillsaison haben Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka und der US-Konzern Kraft Heinz ihren Ketchup-Streit beigelegt. Der Konflikt sei beendet, Edeka werde ab sofort wieder mit Ketchup- und Grillsoßen des Marktführers beliefert, sagte ein Sprecher gegenüber der „Lebensmittel Zeitung“. Der US-Konzern wollte sich hingegen nicht zur Einigung äußern.

Rewe profitiert von Ketchup-Konflikt

INFO-BOX:
The Kraft Heinz Company
The Kraft Heinz Company entstand 2015 aus der Fusion zwischen Kraft Foods und der H.J. Heinz Company. Das Unternehmen hat seinen Doppelsitz in Chicago sowie Pittsburgh und ist nach eigenen Angaben der fünftgrößte Lebensmittelproduzent der Welt. Insgesamt produziert und vertreibt der Konzern mehr als 200 Marken, die bekanntesten sind Heinz (Tomatenketchup) und Kraft (u.a. Philadelphia Käse).
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Wegen eines heftigen Streits über Lieferpreise hatte Kraft Heinz die Belieferung Edekas Ende Januar dieses Jahres eingestellt. Der US-Konzern wollte Preiserhöhungen und bessere Platzierungen seiner Produkte in den Märkten durchsetzen, Edeka verlangte stattdessen Preissenkungen. Noch vor zwei Monaten hatte sich Edeka-Chef Markus Mosa kampfbereit gegeben. „Wenn bestimmte Preise nicht nachvollziehbar sind, gibt es Alternativen“, sagte er im April in Hamburg. Und so führte Edeka unter dem Slogan „Wenn Heinz zu frech wird, kommt der Papa“ nach dem Lieferstopp Ketchup und Grillsoßen unter einer neuen Eigenmarke mit dem Namen „Papa Joe’s“ ein. Diese seien von den Kunden sehr gut angenommen worden. Dennoch berichtete die „Lebensmittel Zeitung“ unter Berufung auf Marktforscher, dass der Edeka-Rivale Rewe von dem Konflikt profitiert habe.

Schon mehrmals hatte Edeka, zu dem auch der Discounter Netto gehört, gezeigt, dass man den Konfrontationskurs mit bedeutenden Herstellern nicht scheut. Im vergangenen Jahr warf das Unternehmen beispielsweise für mehrere Monate zahlreiche Produkte von Nestlé wie Kitkat, Vittel oder Wagner-Pizza aus seinen Regalen. Andere Händler stehen dem nicht nach. So gab es Reibereien zwischen Kaufland und Unilever, dm verbannte Dentagard-Zahnpasta und Palmolive aus seinen Märkten und Rewe versperrte Essity (Zewa, Tempo) und der Käserei Bel (Baby Bel, Leerdamer) die Türen.

Proteste der Verbraucher muss der Handel dabei kaum erwarten. Nach einer Studie der Unternehmensberatung Oliver Wyman stört es nicht einmal ein Viertel der Verbraucher, wenn Markenprodukte im Regal fehlen. Drei Viertel der Befragten sehen dabei ihre Interessen sogar eher vom Handel als von den Herstellern vertreten. Daher müssten sich Konsumgüterhersteller auch in Zukunft darauf einstellen, „dass der Handel bei Verhandlungen seine aggressive Strategie fortsetzt, ja forciert“, so Rainer Münch von Oliver Wyman.

Finanzinvestoren treiben Hersteller

Edeka-Geschäftsführer Mosa zeichnet dann auch ein wenig schmeichelhaftes Bild von seinen Verhandlungspartnern. Hinter zahlreichen Herstellern stünden inzwischen Finanzinvestoren, die „börsengetrieben“ und vor allem auf kurzfristige Gewinne aus seien. Kraft Heinz gehört mehrheitlich dem US-Großinvestor Warren Buffett sowie dem brasilianischen Investmentfonds 3G. Dass eine aggressive Herangehensweise jedoch nicht immer zum Erfolg führt, musste Edeka jetzt schmerzlich erfahren – Kraft Heinz stellte einfach auf stur. Offenbar fühlte sich der Konzern in einer ausreichend starken Position. Immerhin erreichen seine Marktanteile bei Grillsoßen nahezu 50 Prozent.

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Ralf Schmidl

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