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Brasilien: WHO will Eindämmung der Kaiserschnitt-Rate

Vor der bevorstehenden Geburt haben werdende Mütter großen Respekt. Über viele Stunden hinweg in den Wehen zu liegen und heftige Schmerzen ertragen zu müssen, ist keine angenehme Vorstellung. Immer mehr Frauen sind der Ansicht, ein Kaiserschnitt könne ihnen das alles ersparen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird ein weltweiter Anstieg von Kaiserschnitten beobachtet, für die keine medizinische Notwendigkeit besteht. Besonders bedenklich ist die Situation in Brasilien. Dort beträgt die Kaiserschnitt-Rate inzwischen 55,6 Prozent. Dies bedeutet, dass mehr als die Hälfte aller Kinder, die in Brasilien geboren werden, per Kaiserschnitt zur Welt kommen.

Kaiserschnittrate auch in Deutschland sehr hoch

Ein Kaiserschnitt ist für Mutter und Kind nicht ungefährlich. Er birgt genauso viele Risiken wie jeder andere operative Eingriff. Nur wenn im konkreten Fall die natürliche Geburt noch höhere Risiken mit sich bringen würde, ist ein Kaiserschnitt empfehlenswert. Er kann sogar lebensrettend sein. Nach WHO-Angaben ist aus medizinischen Gründen bei 10 bis 15 Prozent der Geburten ein Kaiserschnitt notwendig. In Deutschland kommt ein Drittel aller Kinder durch einen Kaiserschnitt zur Welt, was einer Kaiserschnittrate von mehr als 30 Prozent entspricht.

120 Prozent höheres Risiko für Atemwegserkrankungen

INFO-BOX
Beim Kaiserschnitt wird der Fötus auf operativem Wege aus der Gebärmutter der Mutter geholt. Dazu wird ein Unterbauch-Querschnitt an der Schamhaargrenze vorgenommen, oder, in deutschsprachigen Ländern seltener, ein Schnitt vom Bauchnabel entlang der Linea alba zur Schambeinfuge.
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Die in Brasilien weit verbreitete Angst vor den Geburtswehen hat ihre Ursachen im brasilianischen Gesundheitssystem. Dort können beispielsweise die Frauen nicht selbst darüber entscheiden, in welcher Position sie ihr Kind zur Welt bringen. Darüber hinaus ist es laut einer 2014 veröffentlichten Studie in Brasilien üblich, Gebärenden das wehenfördernde Hormon Oxytocin zu verabreichen, wodurch sich die Schmerzen verstärken.

Zudem verdienen Mediziner in Brasilien genauso wie in Deutschland mit einer Operation mehr Geld, Kaiserschnitte sind planbar und lassen sich terminlich festlegen. Auch lässt sich die Belegung von Krankenhausbetten besser kalkulieren. Nach Angaben des brasilianischen Gesundheitsministeriums erhöht sich das Risiko für Atemwegserkrankungen bei Babys durch einen Kaiserschnitt um bis zu 120 Prozent. Allein deshalb sollte aus medizinischer Sicht eine Geburt normal verlaufen. Jetzt startet Brasilien ein Pilotprojekt, das die Geburtshilfe verbessern soll.

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Benjamin Pitzer

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