home Panorama, Politik Sommerferien: Berlin und Hamburg wollen bisherige Ferienregelung kippen

Sommerferien: Berlin und Hamburg wollen bisherige Ferienregelung kippen

Die jährlich wechselnden Termine für die Sommerferien sorgen für Auseinandersetzungen zwischen den Bundesländern. Berlin und Hamburg forderten jetzt in einem Vorstoß neue Regeln. Bei der anstehenden Kultusministerkonferenz (KMK) am Donnerstag und Freitag wollen die beiden Länder beantragen, die freien Tage künftig zeitlich weniger zu strecken. Generell sollen dem Plan zufolge die Sommerferien zukünftig frühestens am 1. Juli beginnen. Zudem sollen die unterschiedliche Termine der Länder eng zusammenrücken und jährliche Verschiebungen möglichst gering ausfallen.

Sommerferien sollen zwischen 1. Juli und 10. September liegen

INFO-BOX:
Schulferienregelung
in Deutschland
In Deutschland umfassen die Schulferien aufgrund des „Hamburger Abkommens“ von 1964 insgesamt 75 Werktage, davon 12 Samstage. Die Ferienzeiten legen die Bundesländer entweder dauerhaft fest oder variieren sie in Absprache mit anderen Ländern aus verkehrs- und urlaubstechnischen Gründen von Jahr zu Jahr. Koordiniert werden die Termine von der Kultusministerkonferenz. Die Sommerferien dauern in Deutschland zwischen sechs und sieben Wochen und sind zur Entzerrung des Reiseverkehrs in fünf Gruppen von jeweils mehreren Bundesländern gestaffelt. Die Termine werden den Ländergruppen nach einem rollierenden System zugeordnet.
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Bei dem Treffen in den beiden kommenden Tagen wollen die Bundesländer die Ferientermine für die Jahre 2025 bis 2030 festlegen. Und dies dürfte dieses Mal nicht so geräuschlos ablaufen, wie bei der letzten Terminierung vor fünf Jahren. Die aktuelle Regelung habe aus der Sicht der Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) negative Auswirkungen auf die Lernzeit der Schüler, die Belastung der Lehrkräfte, auf „schulorganisatorische Prozesse“ sowie den Zeitraum der Abschlussprüfungen. Ziel einer Neuregelung sei somit, „mehr Kontinuität“ in den Schuljahresablauf zu bringen. Andere Bundesländer reagierten indes zurückhaltend bis ablehnend auf den Vorschlag aus Hamburg und Berlin. „Bayern bleibt bei der aktuellen Ferienregelung“, kommentierte Bayerns Kulturminister Michael Piazolo gegenüber der Nachrichtenagentur dpa die Pläne. Auch aus der Sicht Hessens hat sich das bisherige rollierende System bewährt.

Ein Sprecher des Bildungsministeriums in Kiel sagte, das Land sehe in dieser Frage keinen Handlungsbedarf. „Ein zu enger Ferienkorridor in ganz Deutschland könnte negative Auswirkungen auf den für unser Land so wichtigen Tourismus haben, wenn die Saison dadurch deutlich kürzer würde“. Nordrhein-Westfalens Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) dämpfte die Hoffnungen nach einer raschen Neuregelung. „Jedes Gesetz und jede Regelung sollte von Zeit zu Zeit daraufhin überprüft werden, ob es noch sachgerecht und zeitgemäß ist. Das gilt auch für die komplizierte Sommerferienregelung. Aufgrund der langfristigen Festlegung der Ferienpläne wird es jedoch keine schnellen Entscheidungen geben können“. Bildungssenatorin Scheeres brachte indes einen Sommerferien-Zeitraum zwischen dem 1. Juli und dem 10. September ins Gespräch. Dies könne die Länder auch dem Ziel annähern, ein bundesweit vergleichbares Abitur durchzuführen. Angesichts eines gemeinsamen Pools von Abituraufgaben seien die erheblichen Schwankungen bei der Länge der Schulhalbjahre durch die bisherige Regelung nicht mehr zeitgemäß.

RLP: Südländer sollen sich am rotierenden System beteiligen

Bisher haben aus historischen Gründen lediglich Bayern und Baden-Württemberg in jedem Jahr weitgehend im gleichen Zeitraum Sommerferien. Bei den übrigen Bundesländern wechseln die Termine hingegen permanent. So beginnen 2020 die Sommerferien in Mecklenburg-Vorpommern bereits am 22. Juni und dauern bis zum 1. August, während sie in Baden-Württemberg als letztem Bundesland erst am 27. Juli starten und am 12. September enden. Wie viele ihre Amtskollegen will auch die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) am bestehenden System festhalten. „Allerdings würden wir es sehr begrüßen, wenn sich künftig alle Länder am rotierenden System der Sommerferien beteiligen würden“, fügte sie mit Blick auf die beiden großen Südländer hinzu.