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Verdi: Mitarbeiter der Deutschen Post stimmen für unbefristeten Streik

Die Mitarbeiter der Deutschen Post haben sich in einer Urabstimmung mit großer Mehrheit für einen unbefristeten Streik entschieden. Wie die Gewerkschaft Verdi am Donnerstag mitteilte, votierten 85,9 Prozent der Teilnehmer gegen das Angebot ihres Arbeitgebers. Die Tarifverhandlungen für die rund 160.000 Beschäftigten waren bereits im Februar in der dritten Verhandlungsrunde gescheitert. Daraufhin rief Verdi dazu auf, das Angebot der Arbeitgeberseite abzulehnen und forderte unbefristete Streikaktionen.

Verdi will 15 Prozent mehr Gehalt

INFO-BOX:
Deutsche Post
DHL Group
Die Deutsche Post AG ging 1995 aus der Deutschen Bundespost hervor. Seit 2000 ist sie börsennotiert. Im Jahr 2002 übernahm der Konzern DHL International und tritt seit 2015 als Deutsche Post DHL Group auf.
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Trotz dieser Forderungen bot die Post weitere Verhandlungen an, die am Freitag fortgesetzt werden sollen. Das Unternehmen offeriert bislang rückwirkend ab Januar eine steuerfreie Inflationsprämie von 3.000 Euro über zwei Jahre an, zudem ab 2024 eine Lohnsteigerung von insgesamt 340 Euro pro Monat in zwei Stufen. Verdi fordert hingegen 15 Prozent mehr Gehalt sowie eine Anhebung der Ausbildungsvergütungen für jedes Ausbildungsjahr um 200 Euro pro Monat bei einer Laufzeit von einem Jahr.

Verdi-Verhandlungsführerin Andrea Kocsis erklärte: „Die Deutsche Post AG steht jetzt in der Verantwortung, durch eine deutliche materielle Verbesserung des abgelehnten Angebots einen unbefristeten Streik abzuwenden.“ Das Ergebnis der Urabstimmung zeige die Entschlossenheit der Mitarbeiter, für ein gutes Tarifergebnis zu kämpfen. Die Arbeitgeber seien gut beraten, das Votum sehr ernst zu nehmen.

Der Personalvorstand der Deutschen Post, Thomas Ogilvie, erklärte, dass das Unternehmen mit dem finanziell umfangreichsten Angebot in der Geschichte des Unternehmens eine annahmefähige Grundlage für eine Einigung vorgelegt habe. Ogilvie betonte zudem, dass Streiks weder im Interesse der Kunden noch der Beschäftigten seien und forderte Verdi auf, im Geist der auch schon vorher konstruktiv geführten Verhandlungen kurzfristig doch noch zu einem zustimmungsfähigen und wirtschaftlich tragfähigen Ergebnis zu kommen.

Deutsche Post DHL mit viertem Rekordjahr in Folge

Auch aus der Politik kommt harsche Kritik an dem angekündigten Post-Streik. Der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Reinhard Houben, erklärte gegenüber dem Nachrichtenportal t-online, dass die Forderung von Verdi, die Gehälter um 15 Prozent zu erhöhen, unrealistisch sei. Eine solche Forderung sei selbst bei hoher Inflation nicht gerechtfertigt, so Houben. Die Dienstleistungsgewerkschaft solle sich bei ihrer Lohnforderung vielmehr an den Abschlüssen von IG Metall und IGBCE orientieren. Ein unbefristeter Streik würde viele Verbraucherinnen und Verbraucher vermutlich noch länger auf Briefe und Pakete warten lassen. Der letzte unbefristete Streik bei der Deutschen Post fand vor acht Jahren statt und dauerte vier Wochen. Die Kosten für den Arbeitskampf wurden damals auf 100 Millionen Euro beziffert.

Unterdessen gab die Deutsche Post DHL bekannt, dass sie ihren Umsatzrekord aus dem Vorjahr mit 94,4 Milliarden Euro um 15,5 Prozent übertroffen hat. Allerdings sei das Wachstum ausschließlich auf das Auslandsgeschäft zurückzuführen. Das Ergebnis des Post- und Paketgeschäfts in Deutschland sei vielmehr rückläufig. Alles in allem erzielte der Konzern einen operativen Gewinn von 8,4 Milliarden Euro (plus 5,7 Prozent), was den vierten Jahreshöchstwert in Folge darstellt. Der scheidende Post-Chef Frank Apel kündigte für die Aktionäre eine Erhöhung der Dividende auf 1,85 Euro je Aktie (gegenüber 1,80 Euro im Vorjahr) an. Das bestehende Aktienrückkaufprogramm werde zudem um eine Milliarde Euro aufgestockt.