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Mobile Payment: Deutsche haben große Vorbehalte gegen mobiles Bezahlen

In Deutschland gibt es besonders große Vorbehalte gegen eine Bezahlung mit dem Smartphone. Das hat eine Studie der Finanzexperten der Unternehmensberatung PwC Strategy& ergeben. Gerade einmal fünf Prozent der deutschen Verbraucher nutzten bis Ende vergangenen Jahres ihr Smartphone zum mobilen Bezahlen. Deutschland landete damit auf dem letzten Platz der „Open Banking“-Studie. An der Spitze der Befragung von 2.500 Personen aus zehn europäischen Ländern rangieren die Schweden. Hier nutzte immerhin bereits ein Drittel der Befragten das Handy zum Bezahlen.

IT-Riesen genießen weniger Vertrauen als Banken und FinTechs

58 Prozent der deutschen Verbraucher sahen nach Angaben der Finanzexperten keinen Grund, der ihnen das mobile Bezahlen schmackhaft machen könnte. Die Hauptsorge der Befragten ist vielmehr laut dem „Mobile Payment Report 2019“ die mit dem mobilen Bezahlen verbundene Übermittlung persönlicher Daten an Finanzdienstleister. PwC Strategy& befragte darüber hinaus knapp 60 Manager aus der Finanzbranche, die laut der Studie die Bereitschaft der europäischen Verbraucher zur Offenlegung persönlicher Daten weit überschätzten. Die Deutschen sind somit auch die größten Skeptiker beim Mobile Payment. Und das, obwohl auch in Deutschland nach Angaben der Bundesbank die Zahl der elektronischen Bezahlvorgänge Jahr für Jahr steigt.

INFO-BOX:
Open Banking-Studie
Die vollständige Studie von PwC Strategy& können Sie mit einem Klick auf "mehr dazu" einsehen und herunterladen (PDF).
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Die Abneigung gegen die Übermittlung persönlicher Daten an Finanzdienstleister ist allerdings auch in anderen europäischen Ländern groß. So erklärten beispielsweise drei Viertel der befragten Franzosen und zwei Drittel der Deutschen, sie würden ihre Daten mit niemandem teilen wollen. Auch nicht, wenn sie dafür mit finanziellen Anreizen oder zusätzlichen Dienstleistungen belohnt würden. IT-Konzerne wie Apple, Google oder Amazon haben demnach noch mit viel größerem Misstrauen zu kämpfen, als klassische Banken. Sogar beim Mobile Payment-Klassenprimus Schweden erklärten gerade einmal acht Prozent der Befragten, sie würden persönliche Daten den IT-Riesen zur Verfügung stellen wollen.

Neben der Zurückhaltung der Bürger ist nach Angaben der Studie auch das Fehlen eines paneuropäischen Bezahlsystems ein großer Hemmschuh bei der Verbreitung des mobilen Bezahlens in Europa. Derzeit gebe es 15 nationale elektronische Bezahlsysteme und eine noch größere Zahl von Online- und Mobilzahldiensten, die ebenfalls überwiegend länderspezifisch seien. Vielen, gerade älteren Menschen, ist das System dadurch zu aufwändig und kompliziert.

Finanzexperten fordern schnellere Bargeld-Abschaffung

„Deutsche Verbraucher erkennen noch nicht den praktischen Mehrwert der neuen Datenhoheit, den ihnen Open Banking bietet“, resümierte Studienautor Andreas Pratz in seinem Fazit. Um die Kunden für das Open Banking begeistern zu können, seien ein schnellerer Ausstieg aus dem Bargeld sowie ein unbedingter Fokus der Branche auf die Bedürfnisse der Kunden unabdingbar. Außerdem gelte es, den Vertrauensvorsprung, den Banken und FinTechs hierzulande vor Big Tech-Akteuren genießen, zu nutzen. Die Institute müssten nun überzeugende Services entwickeln und den Kunden mit den vorhandenen technischen Möglichkeiten das digitale Bezahlen genauso einfach, bequem und transparent machen wie mit Bargeld.