Deutschlands bekannteste Tretautos gehören bald der Vergangenheit an. Der Kettcar-Hersteller Kettler hat heute angekündigt, seine deutschen Werke endgültig zu schließen. Rechtsanwalt Martin Lambrecht, der die Kettler-Unternehmensführung in dem schon seit Juli laufenden Insolvenzverfahren berät, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, dass man die Produktion nicht mehr weiterführen könne. „Sie ist in der heutigen Struktur nicht mehr lebensfähig“, so der Anwalt. Noch in dieser Woche sollen rund 400 der verbliebenen 550 Mitarbeiter freigestellt werden.
1. Dritter Insolvenzantrag innerhalb von vier Jahren
2. Keine Kettler-Produkte Made in Germany mehr
Dritter Insolvenzantrag innerhalb von vier Jahren
Kettler |
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Kettler wurde 1949 von Heinz Kettler in Parsit (heute ein Ortsteil von Ense) gegründet, wo es bis heute seinen Stammsitz hat. In der Nachbarstadt Werl unterhielt Kettler insgesamt vier Werke zur Produktion von Sportgeräten, Spielfahrzeugen und Gartenmöbeln aus Aluminium. Im Zuge der ersten Insolvenz 2015 wurde die Fahrradproduktion an die „Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft eG“ (ZEG) abgegeben. Nach zwei weiteren Insolvenzanträgen 2018 und 2019 soll die Produktion zum Jahreswechsel 2020 eingestellt werden. |
Bekannt wurde das Unternehmen vor allem durch die Kettcars. Die 1961 von Firmengründer Heinz Kettler erfundenen Tretautos waren mehr als ein Symbol der Wirtschaftswunderzeit. Millionen von Kindern drehten darauf ihre Runden – darunter der spätere Formel 1-Weltmeister Michael Schumacher. Mehr als 15 Millionen Exemplare hat das Unternehmen verkauft. Das Kettcar schaffte es sogar als „mit Pedalen über eine Kette angetriebenes Kinderfahrzeug“ in den Duden. Heinz Kettler hatte sein Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem führenden Hersteller von Sportgeräten, Fahrrädern und Gartenmöbeln gemacht. So erfand er nicht nur Deutschlands bekanntestes Tretauto, er nahm auch für sich in Anspruch, 1977 weltweit das erste Aluminium-Fahrrad („Alu-Rad 2600“) auf den Markt gebracht zu haben. Der Kettler-Hometrainer „Golf“ war in den 1980er-Jahren eines der beliebtesten Fitnessgeräte Europas.
Keine Kettler-Produkte Made in Germany mehr
Spätestens mit dem Tod des Firmengründers 2005 ging es allerdings bergab. Schon 2009 musste Kettler Hunderte Arbeitsplätze abbauen, 2015 stellte das Unternehmen erstmals einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung. Nach dem erneuten Abbau von 200 Stellen und dem Verkauf der defizitären Fahrradsparte gelang anschließend scheinbar ein Neuanfang. Doch schon 2018 folgte der nächste Insolvenzantrag, der Einstieg von Lafayette brachte noch einmal einen kurzen Hoffnungsschimmer. Doch schon sieben Monate später fand sich kein Ausweg mehr. Der Markenname wird möglicherweise auch zukünftig weiterexistieren, es werden aber keine Produkte mehr in Deutschland hergestellt, so Rechtsanwalt Lambrecht: „Ein Kettler wie bisher wird es zukünftig nicht mehr geben“.