home Wirtschaft Deutsche Börse: DAX soll auf 40 Unternehmen aufgestockt werden

Deutsche Börse: DAX soll auf 40 Unternehmen aufgestockt werden

Die Deutsche Börse schlägt eine Vergrößerung des deutschen Leitindex DAX von 30 auf 40 Unternehmen vor. Zudem plant sie zukünftig strengere Auflagen für die Aufnahme in den DAX. „Es ist kein Geheimnis, dass ich persönlich die Ausweitung des DAX 30 auf einen DAX 40 begrüßen würde“, sagte Vorstandschef Theodor Weimer am Montag. Gleichzeitig soll der erst vor wenigen Jahren erweiterte Nebenwerteindex MDAX von 60 auf 50 Unternehmen schrumpfen.

Keine Unternehmen ohne Gewinne mehr im DAX

INFO-BOX:
Deutscher Aktienindex
Der Deutsche Aktienindex (DAX) wurde gemeinsam von der Arbeits-gemeinschaft der Deutschen Wertpapier-börsen, der Frankfurter Wertpapierbörse und der Börsen-Zeitung entwickelt. Er wurde am 31. Dezember 1987 auf 1.000 Indexpunkte normiert und am 1. Juli 1988 eingeführt. Seitdem ersetzt er den Index der Börsen-Zeitung, den es bereits seit 1959 gab.
mehr dazu
Anleger können sich nun bis zum 4. November äußern, ob sie die Vorschläge befürworten oder ablehnen. „Ich bin auf das Ergebnis gespannt und bin sicher, dass die Weiterentwicklung der Kriterien dem deutschen Kapitalmarkt zu weiterer Qualität verhilft“, so Weimer. Mit den geplanten Änderungen reagiert die Deutsche Börse auch auf den Wirecard-Skandal. Zunächst konnte sie nicht verhindern, dass das Skandalunternehmen in den wichtigsten deutschen Börsenindex aufstieg. Nach dem Rauswurf folgte mit dem Lieferdienst Delivery Hero ausgerechnet ein Unternehmen, das noch nie Gewinn gemacht hat und auch kein Deutschland-Geschäft betreibt.

Daher sollen zukünftig nur noch „nachweislich profitable“ Unternehmen in die erste deutsche Börsenliga aufsteigen können. Zudem schlägt die Börse vor, dass eine nicht fristgerechte Vorlage von Quartalsberichten zum Indexausschluss führen kann. So hatte das inzwischen insolvente Wirecard seine Quartalszahlen immer wieder verschoben. Auch ein Prüfungsausschuss des Aufsichtsrats, der etwa die Rechnungslegung überwacht, soll für die Mitgliedschaft in den DAX-Auswahlindizes (DAX, MDAX, TecDAX, SDAX) verpflichtend werden. Die Indexzusammensetzung will die Deutsche Börse zudem künftig alle sechs Monate prüfen. Bisher war dies jährlich der Fall. Damit wolle man Veränderungen in der Kapitalmarktlandschaft schneller auch im DAX umsetzen. Die Ergebnisse der Marktkonsultation will die Börse am 23. November veröffentlichen. Regeländerungen sollen dann frühestens für die Überprüfung ab März 2021 wirksam werden.

„Industriemuseum der deutschen Wirtschaft“

Die Änderungen dürften bei den Fondsgesellschaften und Beteiligungsunternehmen aber auf breite Zustimmung stoßen. Schon seit langem spotten Investoren über die derzeitige Zusammensetzung des DAX als „Industriemuseum der deutschen Wirtschaft“. In der Tat finden sich dort meist über 100-jährige Industrieunternehmen aus der Chemie und Pharmabranche sowie aus dem Automobilsektor. Junge, aufstrebende Unternehmen sucht man dort vergebens. Start-ups wie das derzeit in der Corona-Impfstoffforschung aktive Biotechunternehmen CureVac gehen gleich an die New Yorker Börse, da sie befürchten müssen, in Frankfurt nicht genügend Investoren zu finden. Nach Berechnungen der Deutschen Börse könnte der DAX durch die geplante Vergrößerung seine Marktkapitalisierung um acht Prozent steigern. Zugleich würde allerdings der MDAX durch seine Verkleinerung und den DAX-Aufstieg seiner größten Mitglieder fast ein Drittel seiner Marktkapitalisierung einbüßen.