home Auto, Wirtschaft Nach Ghosn-Skandal: Nissan-Chef Saikawa tritt Mitte September ab

Nach Ghosn-Skandal: Nissan-Chef Saikawa tritt Mitte September ab

Der Chef des japanischen Renault-Partners Nissan, Hiroto Saikawa, tritt zurück. Dies gab der japanische Autobauer nach einer Sitzung des Verwaltungsrats bekannt. Dieser habe den 65 Jahre alten Manager aufgefordert, sein Amt mit Wirkung zum 16. September abzugeben. Dem habe Saikawa zugestimmt. Der Konzernchef selbst sagte am Montagmorgen vor Journalisten, er wolle die Verantwortung schnellstmöglich an die nächste Generation abgeben. Bis zur Wahl eines Nachfolgers Ende Oktober soll COO Yasuhiro Yamauchi den Konzern kommissarisch führen.

Saikawa kassierte 400.000 Euro zu viel Bonuszahlungen

INFO-BOX:
Nissan
Die Nissan Automobil AG wurde im Jahr 1933 in Yokohama gegründet. Das Unternehmen, in dem Datsun und Prince aufgegangen sind, ist heute der drittgrößte japanische Fahrzeughersteller nach Toyota und Honda. Nissan beschäftigt weltweit rund 153.000 Mitarbeiter. Seit 1999 hält Renault im Rahmen einer Partnerschaft 43,5 Prozent der Nissan-Aktien, seit 2010 befinden sich zudem 3,1 Prozent im Besitz von Daimler.
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Nach dem Rauswurf des ehemaligen Renault-Bosses Carlos Ghosn als Verwaltungsratschefs bei Nissan stand Saikawa unter stetig wachsendem Druck, den Konzern aus dem Tief zu führen. Durch die Verhaftung Ghosns im November vergangenen Jahres war das französisch-japanische Bündnis zwischen Renault, Nissan und Mitsubishi in eine schwere Krise geraten. Nach einem heftigen Gewinneinbruch Ende Juli hatte Nissan mitgeteilt, etwa jeden elften Arbeitsplatz im Unternehmen streichen zu wollen. Unter zusätzlichen Druck geriet Saikawa vergangene Woche, als bekannt wurde, dass ein interner Untersuchungsausschuss bei seinen Gehaltszahlungen auf Unregelmäßigkeiten gestoßen war. So soll der Nissan-Chef 2013 umgerechnet rund 400.000 Euro zu viel Bonus erhalten haben, weil der Auszahlungstermin für die am Aktienkurs hängende Anreiz-Zahlung verschoben wurde. Saikawa bestreitet die Unregelmäßigkeit nicht, weist aber jede Schuld von sich. „Ich habe das Unternehmen nie angewiesen, die Regeln zu brechen“, so der Manager gegenüber der japanischen Wirtschaftszeitung Nikkei.

Renault, an dem der französische Staat beteiligt ist, hält 43,4 Prozent der Anteile an Nissan, die Japaner ihrerseits 34 Prozent an Mitsubishi. Nissan ist im Gegenzug zu 15 Prozent an Renault beteiligt, besitzt aber keine Stimmrechte. Die Franzosen streben schon seit längerem eine Fusion mit Nissan an, was die Japanern aber bislang stets ablehnten. Saikawa hatte die Führung Nissans 2017 von Carlos Ghosn übernommen. Im vergangenen Herbst wurde Ghosn wegen des Verdachts der finanziellen Unregelmäßigkeiten und der Veruntreuung festgenommen. Der Manager soll jahrelang gegenüber den Behörden sein Einkommen zu niedrig angegeben und Firmenvermögen veruntreut haben. Ghosn bestreitet alle Vorwürfe.

Liste mit Nachfolgern steht schon

Schon kurz nach der Bekanntgabe des bevorstehenden Rücktritts Saikawas soll bei Nissan die Suche nach einem Nachfolger begonnen haben. Bereits im Juni war dazu nach den verheerenden Geschäftszahlen ein Nominierungsausschuss eingerichtet worden, der eine Liste mit zehn Namen ausgearbeitet hat. Darauf finden sich als mögliche Nachfolger an der Spitze des japanischen Konzerns unter anderem Makoto Uchida, der Nissans China-Geschäft leitet, sowie Dongfeng Motor Company-Chef Jun Seki, der Nissans wirtschaftliche Leistung zum Besseren wenden soll.