home Politik, Wirtschaft Strompreis: EEG-Umlage sinkt 2021 dank Deckelung leicht

Strompreis: EEG-Umlage sinkt 2021 dank Deckelung leicht

Haushalte in Deutschland zahlten 2019 den höchsten Strompreis innerhalb der Europäischen Union (EU). Und ein Ende des Preisanstiegs ist nicht in Sicht – im Gegenteil. Ohne einen milliardenschweren Bundeszuschuss wäre die EEG-Umlage zur Förderung des Ökostroms im kommenden Jahr drastisch gestiegen. Wie die Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, Tennet und TransnetBW am Donnerstag mitteilten, hätte sich die Umlage als wichtiger Bestandteil des Strompreis 2021 auf 9,651 Cent pro Kilowattstunde erhöht. Dies entspräche einem Anstieg von gut 40 Prozent.

Bund muss 10,8 Milliarden Euro zuschießen

INFO-BOX:
Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG 2017)
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz ersetzte ab dem Jahr 2000 das bis dahin geltende Strom-einspeisungsgesetz von 1991. Es wurde inzwischen mehrfach novelliert, die aktuelle Fassung ist das EEG 2017. Das Gesetz regelt die bevorzugte Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Quellen ins Stromnetz und garantiert deren Erzeugern feste Einspeisevergütungen.
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Die Bundesregierung hat die Umlage jedoch bei 6,5 Cent gedeckelt, um den Strompreis möglichst stabil zu halten. So sinkt die EEG-Umlage stattdessen im kommenden Jahr von derzeit 6,76 auf die Deckelung von 6,5 Cent pro Kilowattstunde. Die Senkung ist teuer erkauft: Rund 10,8 Milliarden Euro muss der Bund zuschießen, um die Umlage auf diesem Level zu halten. Für 2022 hat die Bundesregierung sogar schon eine weitere Senkung der Umlage auf 6,0 Cent je Kilowattstunde angekündigt. Die Hauptursache für die gestiegenen Kosten sehen die Netzbetreiber in der Corona-Pandemie. Die Börsenstrompreise gingen zurück, außerdem wird in der Krise weniger Strom verbraucht. Der vorläufige Nettostrombedarf liege in diesem Jahr laut einem aktuellen Gutachten um rund acht Prozent unter dem zuvor angenommenen Wert.

Die EEG-Umlage macht gut ein Fünftel des Strompreises aus. Sie dient der Förderung erneuerbarer Energien. Produzenten von Ökostrom speisen diesen zu garantierten Festpreisen in das Netz ein. Die Übertragungsnetzbetreiber verkaufen diesen Strom an der Strombörse dann zu niedrigeren Marktpreisen und erhalten für die Differenz eine Ausgleichszahlung. Die Kosten hierfür werden durch die EEG-Umlage auf den Strompreis aufgeschlagen und damit von allen Verbrauchern mitbezahlt. Durch die deutlich gesunkenen Preise an der Strombörse ist diese Lücke in Corona-Zeiten zuletzt erheblich größer geworden. Weitere Teile des Strompreises sind die Stromsteuer von derzeit 2,05 Cent pro Kilowattstunde, die Umsatzsteuer, die Konzessionsabgabe und die Umlagen nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz. Hinzu kommen die Netzentgelte, die Stromlieferanten an die Netzbetreiber zur Stromdurchleitung zahlen müssen und schließlich Gewinnmargen und Vertriebskosten der Stromlieferanten sowie deren Kosten für den Einkauf oder die Erzeugung des Stroms.

SPD will Erneuerbare-Energien-Gesetz reformieren

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte, die Bundesregierung habe einen Paradigmenwechsel eingeleitet. „Denn zusätzlich zu den Mitteln aus dem Konjunkturpaket wird die EEG-Umlage in den kommenden Jahren durch Einnahmen aus der neuen nationalen CO2-Bepreisung entlastet. Steigen diese Einnahmen, steigen auch die Entlastungen beim Strompreis“. Die SPD forderte dagegen eine umfassende Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes. Der Fraktionsvorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Matthias Miersch, erklärte, das Gesetz habe sich von einem schlanken Anreizsystem zu einem bürokratischen Monster entwickelt. „Das jetzige System setzt Fehlanreize, und die umfangreichen Ausnahmen von der Umlage werfen Gerechtigkeitsfragen auf“. Es könne nicht sein, dass die Durchschnittsverdiener die finanzielle Hauptlast tragen müssten.