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Handball: Uwe Gensheimer und Steffen Weinhold geben Abschied aus Nationalteam bekannt

Kapitän Uwe Gensheimer hat nach dem enttäuschenden Olympia-Turnier seinen Rücktritt aus der Handball-Nationalmannschaft erklärt. Zudem muss Bundestrainer Alfred Gislason künftig auf weitere Routiniers verzichten. Wie der Deutsche Handballbund (DHB) am Donnerstag mitteilte, steht auch Rückraumspieler Steffen Weinhold (THW Kiel) nicht mehr für die Nationalmannschaft zur Verfügung. Abwehrchef Hendrik Pekeler (ebenfalls THW Kiel) will eine unbefristete Pause vom Nationalteam einlegen und Torwart-Oldie Johannes Bitter (HSV Hamburg) nur noch im Notfall einspringen.

Gensheimers Karriere bleibt ohne Krönung

INFO-BOX:
Stationen von
Uwe Gensheimer
Vereine:
2003-2016: R.-N. Löwen
2016-2019: P. St.-Germain
seit 2019: R.-N. Löwen

Nationalmannschaft:
2005-2021: Deutschland
Wenige Monate vor der Europameisterschaft im Januar kommenden Jahres in Ungarn und der Slowakei steht das DHB-Team damit auf einigen Positionen vor einem personellen Neustart. Der 34 Jahre alte Gensheimer war bei dem Turnier in Japan, das für Deutschland ohne die erhoffte Medaille endete, zwar nur in einer Nebenrolle präsent, hatte zuvor jedoch jahrelang zu den Stützen des deutschen Teams gezählt. An seiner Stelle war in Tokio meist Marcel Schiller (Frisch Auf Göppingen) zum Einsatz gekommen. Nach seinem Länderspiel-Debüt 2005 feierte Gensheimer 2016 seinen größten Erfolg im DHB-Trikot, als er mit dem Team Bronze bei Olympia in Rio gewann. Die Krönung blieb dem früheren Weltklasse-Linksaußen der Rhein-Neckar Löwen im Nationaltrikot aber verwehrt. Als die Mannschaft Anfang 2016 sensationell Europameister wurde, hatte er verletzt gefehlt.

„Nationalspieler zu werden, war ein Kindheitstraum“, sagte Gensheimer zu seinem Abschied. „Den Adler auf der Brust zu tragen und Kapitän zu sein, war für mich immer eine riesige Ehre. Ich blicke mit Stolz und Dankbarkeit auf eine lange Zeit beim Deutschen Handballbund zurück und werde die damit verbundenen Erlebnisse niemals vergessen“. Auch DHB-Präsident Andreas Michelmann bedankte sich bei den scheidenden Spielern. „Alle vier sind Gesichter unserer Sportart, haben das Publikum begeistert und viele Kinder motiviert, ihnen als kleine Handballer nachzueifern“. Bundestrainer Alfred Gislason bemühte sich in der DHB-Mitteilung hingegen um Gelassenheit. „Alle vier werden der Nationalmannschaft fehlen, aber das ist der Lauf der Dinge. Auf ihren Positionen werden wir neue Spieler mit anderen Qualitäten sehen. Was ich an Steffen und Peke habe, weiß ich seit unserer gemeinsamen Zeit beim THW Kiel. Und Jogi, den ich noch als jungen Mann beim SC Magdeburg kenne, ist ein extrem erfahrener Torwart“.

Pekeler und Weinhold entscheiden sich für die Familie

INFO-BOX:
Stationen von
Steffen Weinhold
Vereine:
2003-2007: HC Erlangen
2007-2009: HSG Nordhorn
2009-2012: Großwallstadt
2012-2014: SG F.-Handewitt
seit 2014: THW Kiel

Nationalmannschaft:
2008-2021: Deutschland
Bei den Olympischen Spielen, wo das deutsche Team bereits im Viertelfinale gegen Ägypten ausgeschieden war, zählten die Routiniers noch zu den besseren Spielern einer ansonsten schwachen Auswahl. Vor allem Pekeler hatte sich seit seinem Länderspieldebüt im März 2012 zu einem der besten Defensivspezialisten der Welt entwickelt. „Handball hat mich geformt und tut das noch immer, aber ich bin auch Vater von drei kleinen Kindern. Jetzt habe ich mich für meine Familie entschieden, die mich braucht“, so der 30-Jährige. Ob er irgendwann noch einmal zum DHB-Team zurückkehrt, ließ Pekeler offen. Auch Steffen Weinhold will nun andere Prioritäten setzen: „Für Deutschland zu spielen, war mir immer eine Ehre. Ich bin dankbar für die Zeit und verbinde viele unvergessliche und prägende Erlebnisse mit der Nationalmannschaft. Die Prioritäten verschieben sich nun hin zu meiner Familie“.

Bundestrainer Gislason steht nun vor der Herausforderung, innerhalb weniger Monate eine Mannschaft zu formen, die den Verlust ihrer ehemaligen Leistungsträger auffangen und im Idealfall auch um den EM-Titel mitspielen kann. Immerhin gibt es für den 61-jährigen Isländer zumindest schon auf einigen Positionen vielversprechende Alternativen. Neben Marcel Schiller auf Linksaußen dürfte Andreas Wolff (Vieve Kielce) im Tor die Nummer Eins bleiben. Dahinter dürfte ein Talent wie Till Klimpke (HSG Wetzlar) nun mehr Einsatzzeiten bekommen. Weinholds Rolle könnte der hochveranlagte, zuletzt aber häufig verletzte Fabian Wiede (Füchse Berlin) übernehmen. In der Abwehr sind Patrick Wiencek (THW Kiel) und Johannes Golla (SG Flensburg-Handewitt) die ersten Kandidaten für die Defensivzentrale. Nichtsdestotrotz wird man allein die Ausstrahlung und Souveränität eines Hendrik Pekeler im deutschen Team zukünftig schmerzlich vermissen.