home Wirtschaft Verquere Energiewende setzt saubere Erzeuger unter Druck

Verquere Energiewende setzt saubere Erzeuger unter Druck

Zu den größten politischen Themen der letzten Jahre gehört die Energiewende. Weg von fossilen Brennstoffen, hin zu regenerativen Quellen heißt die Devise. Die bisherige Entwicklung kann keine der beteiligten Parteien zufriedenstellen. Umweltschützern geht der Wandel zu langsam vonstatten, Energiekonzerne stöhnen ob der hohen Kosten. Allerdings betrifft das nicht nur die, die um die Einnahmen aus dem Betrieb längst abgeschriebener Kraftwerke fürchten, sondern auch solche, die dem Wandel offen gegenüberstehen. Dazu zählen etwa die Stadtwerke Leipzig.

Sinkende Preise setzen umweltfreundliche Erzeuger unter Druck

Dort hat man schon in den 1990er Jahren ein eigenes Gaskraftwerk aufgebaut und 2009/2010 zweistellige Millionenbeträge in die Erneuerung investiert, da aus Gas gewonnener Strom als Brückentechnologie in der Energiewende gilt. Überraschenderweise leidet man nun aber unter den Folgen des Wechsels, wie der Prokurist der Stadtwerke Leipzig, Peter Lintzel, im Gespräch mit der Leipziger Internet Zeitung erklärt.

Ursache sei der wachsende Anteil an regenerativen Energien bei der Energieerzeugung, der seit 2011 bei über 10 Prozent liegt. Die gestiegene Gesamtkapazität führt am Strommarkt zu sinkenden Preisen und bringt damit die Energieproduzenten in Schwierigkeiten, deren Erzeugungskosten über dem Handelspreis liegen, und bevorzugt jene, die besonders günstig produzieren können. Zu Letzteren zählen Betreiber von AKWs und Braunkohlekraftwerken, während Gaskräfte vergleichsweise teuren Strom erzeugen.

Energiewende bevorteilt Braunkohlekraftwerke

Dem haben die Entscheidungsträger mit einer Brennelementesteuer für Kernkraftwerke entgegen wirken wollen, die von den betroffenen Konzernen juristisch angefochten wird. Der Einfluss der AKWs wird zudem durch deren zum Teil bereits erfolgte Abschaltung verringert. Dies sorgt jedoch dafür, dass die über Quersubventionen indirekt unterstützten Braunkohlekraftwerke wirtschaftlicher werden, was deren Betreiber dazu veranlasst hat, die Produktion nach oben zu fahren. Die Energiewende in ihrer jetzigen Form treibt so widersinnige Blüten, weil sie mitverantwortlich für einen steigenden CO2-Ausstoß in Deutschland ist, obwohl eine Senkung Ziel der neuen Politik war.

Hoffnung auf neue Energiepolitik

Für die Leipziger Stadtwerke droht deshalb eine Investition von 40 Millionen Euro zum Minusgeschäft zu werden. Verhindert wird das bisher nur, weil man sich für eine Kopplung von Strom- und Wärmeerzeugung entschieden hat und die in den kalten Monaten benötigte Fernwärme der Anlage höhere Betriebszeiten ermöglicht. Um wirtschaftlich zu bleiben, musste man dennoch zurückfahren. Von 6.000 Betriebsstunden im Jahr 2012 werden 2014 wohl nur noch 3.000 bleiben. Lintzel hofft deshalb auf eine Energiepolitik aus einem Guss, die vom Herumdoktern an einzelnen Symptomen absieht. Andernfalls werde es auch für die Stadtwerke Leipzig schwer. Noch fünf Jahre halte man unter diesen Bedingungen nicht durch, so seine Prognose.

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