home Panorama, Wirtschaft Nach langem Streit: Billigflieger Ryanair und Gewerkschaft Ver.di einigen sich bei Tarifverhandlungen

Nach langem Streit: Billigflieger Ryanair und Gewerkschaft Ver.di einigen sich bei Tarifverhandlungen

Nach einem fast ein Jahr andauernden Tarifkonflikt haben sich der irische Billigflieger Ryanair und die Gewerkschaft Ver.di heute bei den Tarifverhandlungen für ihr deutsches Kabinenpersonal geeinigt. Man habe einen Tarifvertrag und einen Sozialplan unterzeichnet, teilte Ryanair mit. Die Vereinbarung legt fest, dass künftig für die Beschäftigten deutsches Arbeitsrecht gelten soll. Zudem werden Lohnerhöhungen für das Kabinenpersonal in Deutschland innerhalb der nächsten zwei Jahre in Aussicht gestellt.

Ryanair lehnt weiter Betriebsräte ab

INFO-BOX:
Ryanair
Ryanair ist mit 129 Millionen Reisenden im Jahr 2017 nach der Lufthansa die zweitgrößte Fluggesellschaft Europas. Das 1984 gegründete Unternehmen hat seinen Sitz in Dublin. Ryanair bedient mit seinen 430 Maschinen vom Typ Boeing 737 mehr als 1.600 Strecken zwischen 31 europäischen Staaten sowie u.a. Israel, Marokko und Jordanien.
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Die Gewerkschaft Ver.di sprach unterdessen von einer „Vorvereinbarung zu einem Tarifvertrag“. Einer Sprecherin zufolge vereinbarten die beiden Tarifparteien „wichtige Eckpunkte“ wie die Anwendung von deutschem Arbeitsrecht, Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und Gehaltserhöhungen sowohl für die festangestellten Kabinenbeschäftigten als auch für Leiharbeiter. Die Vereinbarung werde gegenwärtig noch mit den Ver.di-Verhandlungspartnern bei Ryanair abschließend diskutiert. Eine endgültige Entscheidung soll erst nach einer Mitgliederbefragung am 13. November fallen. Problematisch sei aus Sicht der Gewerkschaft, dass sich Ryanair nach wie vor gegen einen Betriebsrat weigere, so die Ver.di-Sprecherin weiter. Dank der Vereinbarung könnten nun aber erstmals Absicherungen bei Versetzungen, Abfindungen und Wiedereinstellungen in einem Sozialplan geregelt werden.

Teile des Kabinenpersonals hatten zuletzt vor zwei Monaten in mehreren europäischen Ländern, darunter auch in Deutschland, die Arbeit niedergelegt. Ver.di hatte den Arbeitskampf damals mit dem unzureichenden Angebot der Airline begründet. Die Gewerkschaft wollte deutliche höhere Einkommen in einem Tarifvertrag festschreiben lassen und forderte Arbeitsbedingungen nach deutschem Recht. Ryanair wollte jedoch keinesfalls von seinem Niedrigkostenkonzept abrücken. Der 24-stündige Ausstand hatte in Deutschland vor allem den Berliner Flughafen Schönefeld getroffen, wo 52 von 92 Starts und Landungen gestrichen werden mussten. Auch in anderen EU-Mitgliedsstaaten hatten Ryanair-Mitarbeiter mehrfach gestreikt, wodurch es zu tausenden Flugausfällen kam.

Hochprofitables Unternehmen mit 14.500 Mitarbeitern

Ryanair ist der größte Billigflieger Europas und fliegt mit seinen Maschinen mehr als 215 Flughäfen in 37 Ländern an. Eigenen Angaben zufolge beschäftigt das Unternehmen mit Sitz in Dublin weltweit rund 14.500 Menschen. Im Geschäftsjahr 2017/18 machte Ryanair bei einem Umsatz von 7,15 Milliarden Euro 1,45 Milliarden Euro Gewinn.