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Attentäter von Christchurch spendete große Summe an rechtsextreme Identitäre Bewegung Österreich

Der Attentäter von Christchurch, der am 15. März bei Anschlägen auf zwei Moscheen 50 Menschen erschossen und Dutzende verletzt hat, hat der rechtsextremen Identitären Bewegung in Österreich einige Zeit vor der Tat 1.500 Euro gespendet. Dies bestätigte Österreichs Kanzler Sebastian Kurz nach einer Sitzung des Ministerrats. Die Regierung wolle nun prüfen, ob die „Identitäre Bewegung Österreich (IBÖ)“ als terroristische Vereinigung einzustufen sei und ein Vereinsverbot ausgesprochen werden könne.

Attentäter auf Europa-Trip auch in Österreich

INFO-BOX:
Identitäre Bewegung
Die Identitäre Bewegung entstand in Frankreich und geht von einer geschlossenen „europäischen Kultur“ aus, deren „Identität“ vor allem durch eine Islamisierung bedroht sei. In Deutschland ging die Gruppierung 2012 als Facebook-Gruppe aus der sogenannten „Sarrazin-Bewegung“ hervor. Seit 2016 werden die „Identitären“ in Deutschland wegen mutmaßlicher verfassungsfeindlicher Bestrebungen vom Verfassungsschutz beobachtet.
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Es gebe „keine Toleranz für gefährliche Ideologien, ganz gleich, aus welcher Ecke sie kommen“, sagte Kurz. Extremismus jeglicher Art dürfe keinen Platz in Österreich und der österreichischen Gesellschaft haben. Man sei nun um Aufklärung bemüht, ob es „Machenschaften im Hintergrund“ gegeben habe. Bereits vor zwei Tagen hatten Beamte die Wohnung von Martin Sellner, Co-Chef der Identitären Bewegung Österreich, durchsucht. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ging es dabei um den „Verdacht der Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation“. Sellner selbst veröffentlichte nach der Durchsuchung ein Video, in dem er einräumt, die Spende vor einigen Monaten erhalten zu haben. Abgesehen von einer Standard-Dankesmail habe es jedoch keinen weiteren Kontakt mit dem späteren Attentäter gegeben.

Einige Monate vor dem Massaker in Neuseeland hatte der 28-Jährige Rechtsextremist Brenton Tarrant aus Australien auf einem Europa-Trip auch Österreich bereist, wie das österreichische Innenministerium bestätigte. Dabei postete der Attentäter auf seinem Facebook-Account Bilder aus Wien, Kärnten, Salzburg und Innsbruck. Möglicherweise wollte er sich während seines Österreich-Besuchs die Orte berühmter Schlachten ansehen. Bei den „Identitären“ sei er jedoch nicht aufgetaucht, so Sellner: „Ich habe alle Identitären gefragt und niemand hat sein Gesicht gesehen“. Auch bei Treffen sei er nicht aufgetaucht. Daher sehe er einer Prüfung der Angelegenheit durch die Behörden gelassen entgegen.

Verfassungsschutz beobachtet Identitäre Bewegung

Die Identitäre Bewegung wendet sich unter anderem gegen eine in ihren Augen „unkontrollierte Massenzuwanderung“, Migranten bezeichnet sie als „Invasoren“. Tarrant hatte in einem nach der Tat bekannt gewordenen „Manifest“ von einem „großen Austausch“ geschrieben. Diese Formulierung wird von vielen Rechtsextremen verwendet, auch aus dem Umfeld der „Identitären“. In seinem Manifest nahm der Attentäter zudem Bezug auf Österreich und wies auf eine Bewegung hin, die dort beginnen würde. Auch in Deutschland ist die Identitäre Bewegung aktiv und wird vom Verfassungsschutz, der sie auch hierzulande als rechtsextrem einstuft, beobachtet.