home Wirtschaft Galeria Karstadt Kaufhof: Vorstands-Chef Stephan Fanderl offenbar vor Ablösung

Galeria Karstadt Kaufhof: Vorstands-Chef Stephan Fanderl offenbar vor Ablösung

Beim angeschlagenen Kaufhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof zeichnet sich offenbar der nächste Paukenschlag ab. Wie der Nachrichtensender n-tv berichtet, steht der bisherige Vorstandsvorsitzende von Karstadt-Kaufhof, Stephan Fanderl, vor der Ablösung. Er habe dem österreichischen Eigentümer, der Signa Holding, angeboten, einen Neuanfang zu machen und eine einvernehmliche Trennung vorgeschlagen, so Fanderl gegenüber der Nachrichtgenagentur Reuters. Die Trennung soll in den kommenden Tagen offiziell verkündet werden. Ein Sprecher des Handelsriesen wollte sich nicht zu dem Vorgang äußern.

Fanderl ohne schlüssiges Rettungskonzept

„Das wird jetzt zügig gehen“, teilte eine mit der Sache vertraute Person mit. Fanderl soll eine Abfindung in Millionenhöhe kassieren. Über den Abgang des Managers wurde bereits seit längerer Zeit spekuliert. In der Galeria-Zentrale war er schon längere Zeit nicht mehr aufgetaucht. Er befinde sich in einer Reha-Maßnahme, erklärte man bei Galeria Karstadt Kaufhof seit Wochen. Faktisch hatten mit der Umsetzung eines Schutzschirmverfahrens ohnehin der gerichtlich bestellte Sachverwalter Frank Kebekus sowie der Generalbevollmächtigte Arndt Geiwitz die Macht im Konzern übernommen.

INFO-BOX:
Signa Holding
Die Signa Holding wurde 2000 von René Benko gegründet und ging aus dem Unternehmen „Immofina“ hervor. Seit 2013 hat die Signa zwei eigenständige Kerngeschäftsbereiche: Signa Real Estate (Immobilien) und Signa Retail (Handel). Im gleichen Jahr zog sich Benko aus der operativen Unternehmens-führung zurück.
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Galeria Karstadt Kaufhof kämpft bereits seit längerer Zeit ums Überleben. Mit dem Aufkommen der Corona-Krise spitze sich die Lage nochmals dramatisch zu. Deshalb entschied das Unternehmen Anfang April, ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung zu beantragen. Dieses gilt als Vorstufe der Insolvenz, folgt den gleichen Regeln und mündet häufig in ein reguläres Insolvenzverfahren. Kebekus und Geiwitz arbeiten seitdem an einem Sanierungskonzept, das auch auf die Schließung von Warenhäusern und den Abbau von Arbeitsplätzen abzielt. Rund 80 der gut 170 Kaufhäuser sind vom Aus bedroht, an den restlichen Standorten sollen bis zu zehn Prozent der Stellen abgebaut werden. Endgültige Entscheidungen sind aber noch nicht gefallen.

Eigner von Galeria Karstadt Kaufhof ist die Signa Holding des österreichischen Immobilien-Investors Rene Benko, die die Warenhaus-Gruppe sowie zahlreiche ihrer Immobilien im vergangenen Jahr vollständig übernommen hatte. Der ehemalige Karstadt-Chef Fanderl (seit 2014) führte seit Ende 2018 auch den fusionierten Warenhaus-Riesen. Er hatte zunächst Karstadt und später auch Kaufhof einen strikten Sparkurs verordnet und hatte massiven Gegenwind der Gewerkschaften zu spüren bekommen. Deren Vertreter warfen ihm unter anderem vor, kein schlüssiges Konzept für die Zukunft der Warenhauskette vorgelegt zu haben.

Betriebsrat fordert Vermieter zu Verzicht auf

Derweil haben viele Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof am Montag erst mit Verspätung geöffnet, darunter die Häuser in Stuttgart, Bochum oder Gelsenkirchen. Grund dafür waren Betriebsversammlungen, zu denen der Gesamtbetriebsrat aufgerufen hatte. Neuigkeiten gab es allerdings keine zu verkünden. Man habe die Beschäftigten über den aktuellen Stand der Verhandlungen informiert, teilte die Gewerkschaft Verdi mit. Erst im Verlauf der Woche sei möglicherweise mit Verhandlungsergebnissen zu rechnen. Erst letzte Woche hatten die Arbeitnehmer auch von den Vermietern der jeweiligen Kaufhausimmobilien Zugeständnisse gefordert. Sie müssten für die Sanierung des Unternehmens zu Verzicht bereit sein, sagte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates von Galeria Karstadt Kaufhof, Jürgen Ettl. Einige Vermieter hätten bereits Zugeständnisse signalisiert. Die Warenhäuser seien viele Jahre ein zuverlässiger Mieter gewesen, so Ettl. Es gehe darum, möglichst viele Standorte zu retten. Dafür reiche es nicht, dass nur Mitarbeiter und Lieferanten verzichteten.