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Insolvenzantrag: Modehersteller Gerry Weber ist pleite

Der seit langem kriselnde Modehersteller Gerry Weber ist insolvent. Das Unternehmen hat am heutigen Freitag einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverantwortung vor dem Amtsgericht Bielefeld gestellt. Ziel sei es, das Unternehmen auf diese Weise zu sanieren, teilte Gerry Weber in einer Stellungnahme mit. Betroffen ist dabei ausschließlich die Muttergesellschaft Gerry Weber International mit rund 580 Mitarbeitern. Für die Tochtergesellschaften wie Hallhuber, Samoon oder Taifun seien keine Anträge gestellt worden.

2018 operatives Minus von über 190 Millionen Euro erwartet

INFO-BOX:
Gerry Weber International AG
Die Gerry Weber International AG geht auf die 1973 in Halle/Westfalen von Gerhard Weber und Udo Hardieck gegründete Hatex KG zurück. Ab 1986 gewann der Markenname "Gerry Weber" durch das Sponsoring von Steffi Graf schnell an Bekanntheit.
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Für die Kunden sollen zunächst keine Auswirkungen zu spüren sein. Der Geschäftsbetrieb sei nach derzeitigem Stand bis 2020 gesichert, so das Unternehmen. Grund für den Insolvenzantrag seien gescheiterte Gespräche mit den Finanzpartnern über die weitere Finanzierung des Konzerns. Erst vor wenigen Tagen hatte Gerry Weber für das abgelaufene Geschäftsjahr ein operatives Minus in Höhe von mehr als 192 Millionen Euro angekündigt.

Dies resultiert zum einen aus erhöhten Rückstellungen für die Restrukturierung des Premium-Segments unter der Marke Hallhuber sowie andererseits aus gestiegenen Wertberichtigungen im Segment Retail für die Landesgesellschaften in Norwegen und Finnland. Nach Bekanntwerden des Insolvenzantrags wurde die Aktie des Unternehmens an der Börse zunächst ausgesetzt und fiel anschließend von 1,33 Euro auf nur noch 45 Cent zurück. Zum Vergleich: Anfang 2015 waren Gerry Weber-Aktien noch rund 35 Euro wert.

Gerry Weber hat den Online-Trend verschlafen

Der Modehändler kämpft derzeit an zahlreichen Fronten. Dazu gehören ein schwaches Digitalgeschäft, eine schlechte Positionierung der Marken sowie starke Konkurrenz durch Unternehmen wie H&M oder Zara. Gleichzeitig hatte sich Gerry Weber mit der Eröffnung zahlreicher Filialen übernommen. Gerade beim Digitalgeschäft hat das Unternehmen den Trend zum Online-Shopping verschlafen. So muss sich der Kunde immer noch an strikte Ladenöffnungszeiten halten, anstatt rund um die Uhr an sieben Tagen pro Woche einkaufen zu können. Auch das Ordern der Ware bereits Monate vor deren Verkauf ist überholt und führt zu weiteren Problemen: So blieb im vergangenen Jahr die Herbstkollektion durch den heißen Sommer wie Blei in den Regalen liegen.