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Gesellschaft für deutsche Sprache kürt „Jamaika-Aus“ zum Wort des Jahres 2017

Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) hat heute das Wort des Jahres 2017 bekannt gegeben. Gegen Mitbewerber wie „Ehe für alle“, den Internet-Hash-Tag „#MeToo“ und „covfefe“ konnte sich „Jamaika-Aus“ durchsetzen. Die Wortkreation beschreibe nicht nur eine schwierige Regierungsbildung, sondern sei auch sprachlich interessant, begründet der Verein die Entscheidung.

GfdS lobt prägnante Beschreibung eines komplexen Sachverhalts

INFO-BOX:
Wort des Jahres 2017
1. Jamaika-Aus
2. Ehe für alle
3. #MeToo
4. covfefe
5. Echokammer
6. Obergrenze
7. Diesel-Gipfel
8. Videobeweis
9. "Denkmal der Schande"
10. hyggelig
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Seit dem Ende der Sondierungsgespräche zwischen CDU, FDP und Grünen hat ein Begriff in Deutschland Hochkonjunktur: Jamaika-Aus. Bei der Suche nach dem Schlagwort, welches im politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben Deutschlands 2017 besonders große Bedeutung zukam, fiel die Wahl deshalb auf die zuletzt allseits präsente Wortkombination.

Als interessant bewertete man neben der großen Verbreitung den Bedeutungswandel des Worts „Jamaika“ , der auf die Assoziation der Landesfarben des Inselstaates – schwarz, gelb und grün – mit der deutschen Parteienlandschaft zurückgeht. Mit der neuen Verwendung hat sich darüber hinaus die Aussprache angepasst. Nachdem die eigentliche englische Lautung „Dschamäika“ bereits durch „Dschamaika“ abgelöst wurde, wird das „Dsch“ zuletzt immer häufiger als „J“ gesprochen. Überzeugen konnte Jamaika-Aus zudem, weil die Verbindung beider Wortbestandteile „prägnant den komplexen Sachverhalt ‘Abbruch der Sondierungsgespräche für eine schwarz-gelb-grüne Koalition’ zum Ausdruck“ bringt, wie es in der Begründung der Jury heißt.

Trump-Kreation verpasst die Top 3

Auf den zweiten Platz wählte die GfdS mit „Ehe für alle“ eine Phrase, die spätestens seit Sommer dieses Jahres für die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften steht. Platz 3 geht an den Hash-Tag #MeToo, der in den sozialen Netzwerken verbreitet wurde und sexuellen Missbrauch thematisiert. Als Überraschung kann der vierte Platz gelten, den sich die Neuschöpfung „covfefe“ sicherte. Das Wort stammt aus einem im Mai veröffentlichten Twitter-Beitrag des US-Präsidenten Donald Trump. Was Trump mit „Trotz der konstant negativen Pressemeldungen covfefe“ ausdrücken wollte, ist bis heute nicht klar. Vermutlich handelte es sich nur um einen Schreibfehler, der dem Politiker Hohn und Spott einbrachte. Doch obwohl das Wort selbst keine Bedeutung hat, ist es laut GfdS zum Symbol für den Stil populistischer Politik geworden, die auf „neumedial gestützte Informationsverknappung“ setzt.

Die GfdS kürt das Wort des Jahres seit 1977 und greift dabei auf eine Wortsammlung aus Einsendungen und Medienbeobachtung zurück. In den letzten Jahren fiel die Wahl beispielsweise auf „postfaktisch“, „GroKo“, „Rettungsroutine“, „Wutbürger“ und „Stresstest“.

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