home Panorama Nach Belästigungsvorwürfen: US-Opernhäuser sagen Auftritte mit Star-Tenor Plácido Domingo ab

Nach Belästigungsvorwürfen: US-Opernhäuser sagen Auftritte mit Star-Tenor Plácido Domingo ab

Nachdem durch Berichte der Nachrichtenagentur AP Belästigungsvorwürfe gegen den spanischen Opernstar Plácido Domingo bekannt geworden sind, gehen jetzt erste Kulturinstitutionen in den USA auf Abstand zu dem Sänger. So zog das Philadelphia Orchestra die Einladung zum Saison-Eröffnungskonzert am 18. September zurück, zudem sagte die Oper von San Francisco ein für den 6. Oktober geplantes Konzert mit Domingo ab. Insgesamt neun Frauen werfen Domingo laut AP sexuelle Belästigung vor. Domingo hat die Vorwürfe zurückgewiesen.

Domingo: Anschuldigungen „beunruhigend“ und „unzutreffend“

INFO-BOX:
Plácido Domingo
Plácido Domingo wurde 1941 in Madrid geboren und gilt als einer der vielseitigsten Tenöre überhaupt. Bisher hat er über 130 verschiedene Rollen gesungen. Seinen ersten Auftritt hatte Domingo 1959 als Borsa in der Verdi-Oper Rigoletto in Mexiko-Stadt. In seiner Karriere hat Domingo, der auch als Dirigent, Schauspieler und Intendant aktiv ist, über 21 Millionen Tonträger verkauft. Das erfolgreichste Album ist dabei „The Three Tenors in Concert“, gemeinsam mit José Carreras und Luciano Pavarotti.
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„Die Anschuldigungen dieser ungenannten Personen, die bis zu dreißig Jahre zurückliegen, sind zutiefst beunruhigend und – so wie sie dargestellt werden – unzutreffend, erklärte der 78-Jährige. Die Frauen berichteten gegenüber AP von ungewollten Umarmungen, Küssen auf den Mund, nächtlichen Telefonanrufen und dass Domingo auf private Treffen gedrängt habe. Bei diesen soll es teilweise auch zum Sex gekommen sein. Die Nachrichtenagentur hat nach eigenen Angaben mit „knapp drei Dutzend“ weiteren Künstlern gesprochen, darunter auch Orchestermusiker, Bühnenpersonal und Gesangslehrer. Diese hätten bestätigt, dass Domingo ab dem Ende der 1980er-Jahre jüngere Frauen belästigt habe und übergriffig geworden sei.

In einem schriftlichen Statement begründete die Oper von San Francisco ihre Konzertabsage mit den eigenen Richtlinien zur Bekämpfung sexueller Belästigung. Die Oper wolle ein „sicheres und geschütztes Umfeld schaffen“, in dem sich die Mitarbeiter und Künstler auf die „Arbeit und Kunst konzentrieren können“ und in welchem Kollegen mit „Respekt, Würde und Kollegialität“ behandelt würden. Das Philadelphia Orchestra teilte gegenüber AP mit, es sei „verpflichtet, eine sichere, stützende, respektvolle und angemessene Umgebung zu schaffen“. Die Oper von Los Angeles, deren Generaldirektor Plácido Domingo seit 2003 ist, will ebenso eigene Ermittlungen einleiten wie der Weltverband der Phonoindustrie (IFPI), dem Domingo seit 2011 als ehrenamtlicher Vorsitzender vorsteht.

Salzburg und Wien halten vorerst an Domingo fest

Die Salzburger Festspiele, bei denen Domingo am 25. und 31. August ein Gastspiel in der Verdi-Oper „Luisa Miller“ geben soll, wollen dagegen an dem Tenor festhalten. „Ich fände es sachlich falsch und menschlich unverantwortlich, zum derzeitigen Zeitpunkt endgültige Urteile und darauf beruhende Entscheidungen zu fällen“, sagte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler laut einer Mitteilung. Auch die Wiener Staatsoper will vorerst abwarten und sich erst nach den Theaterferien ausführlich mit der Thematik befassen, Gespräche führen und Entscheidungen treffen, teilte das Haus der österreichischen Nachrichtenagentur APA mit. Domingo ist in diesem Jahr noch für drei Auftritte in der Staatsoper eingeplant, außerdem soll der Opernstar dort im Rahmen der am 20. Oktober stattfindenden „Europäischen Kulturpreisgala“ ausgezeichnet werden.