Das EU-Parlament ist dieser Tage Zeuge einer weiteren verbalen Attacke auf den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan geworden. Der deutsche Abgeordnete Martin Sonneborn (Die PARTEI) bezeichnete ihn in einer Rede als „Irren vom Bosporus“ und ging mit dessen Einmischung in Kunst und Presse sowie seiner Innenpolitik hart ins Gericht.
1. Türkische Regierung fordert Einzug von Fördermitteln
2. Warnung vor erneutem Genozid
Türkische Regierung fordert Einzug von Fördermitteln
Die Partei |
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Die PARTEI ist eine 2004 von Redakteuren des Satiremagazins Titanic gegründete Kleinpartei. |
Weil darin unter anderem von einem Genozid die Rede ist, forderte der türkische Botschafter die EU auf Geheiß Erdogans auf, die Fördermittel in Höhe von 200.000 Euro zu streichen. Als Reaktion wandte sich die EU-Kommission mit der Bitte an die Sinfoniker, die Formulierung des Textes abzumildern.
Warnung vor erneutem Genozid
In seiner Rede griff Sonneborn diesen Umstand auf und empfahl, das Wort „Genozid“ durch „Völkermord“ zu ersetzen. In gewohnt bissiger Form – Sonneborn war Chefredakteur des Satire-Magazins Titanic – fuhr er fort, als Deutscher kenne er sich mit Völkermord aus, nur um nachzuschieben, dass die Türkei zu seiner Verblüffung den Deutschen den Rang ablaufe.
Mit Blick auf die angespannte Lage der Kurden im Land forderte er die türkische Regierung auf, „den hundertjährigen Rhythmus, in dem sie offensichtlich Genozide zu begehen gedenkt, […] nicht zu beschleunigen.“ Andernfalls müsse man darüber nachdenken, „die Drecksarbeit mit unseren Flüchtlingen jemand anderem zu übertragen.“ Seine Rede schloss Sonneborn mit einer Anspielung auf die Verhaftung von Erdogan-Kritikern in der Türkei. Einen Urlaub im Land plane er derzeit nicht.