„Es war zu leicht für unsere Kinder, an Marihuana heranzukommen – und für Kriminelle, daraus Profit zu schlagen. Heute ändern wir das“: So der Kommentar des kanadischen Premierministers Justin Trudeau zu der bahnbrechenden Entscheidung des Parlaments in Ottawa, den Verkauf und Anbau von Cannabis zu legalisieren. Kanada ist damit das erste große Industrieland der Welt, in dem Cannabis flächendeckend erlaubt ist.
1. Ein langer Weg zur Legalisierung
2. Was bedeutet die Legalisierung für Kanada?
3. Eine Entscheidung mit Signalwirkung für andere Staaten?
Ein langer Weg zur Legalisierung
Schon während des Wahlkampfes im Jahr 2015 hatte der damalige liberale Kandidat Justin Trudeau angekündigt, Cannabis im Land legalisieren zu wollen. Kanada folgt mit der Entscheidung des Parlaments am Dienstag damit dem Vorbild von Argentinien. Das südamerikanische Land hatte den Anbau und Verkauf von Marihuana bereits im Jahr 2014 unter staatlicher Aufsicht legalisiert. Für einige Beobachter fiel die Entscheidung überraschend klar aus. Während 52 Senatoren dem Gesetz in der letzten Lesung ihre Zustimmung gaben, stimmten lediglich 29 Senatoren dagegen. Verantwortlich dafür dürfte demnach auch die pragmatische Argumentation Justin Trudeaus sein, der auf die fruchtlose Präventionspolitik abzielte. Immerhin sei ein Cannabis-Markt, der von seriösen Unternehmen unter Aufsicht des Staates unterhalten wird, allemal besser als ein florierender Schwarzmarkt ohne Qualitätskontrolle inklusive der Förderung der kriminellen Unterwelt, so Trudeau.
Was bedeutet die Legalisierung für Kanada?
Gemäß der Parlamentsentscheidung dürfen Kanadier fortan geringe Mengen Cannabis konsumieren, anbauen und bei sich tragen. Bei der Definition der Mengen stützt sich das Parlament auf die Empfehlung einer unabhängigen Expertenkommission, die den Besitz von 30 Gramm bzw. den Besitz von vier Pflanzen erlaubt. Um möglichen Gefahren entgegenzuwirken, empfahl die Kommission gleichzeitig, Cannabisprodukte in separaten Geschäften und nicht in Kombination mit Tabakprodukten und Alkohol zu verkaufen. Bis volljährige Kanadier von der wegweisenden Entscheidung direkt profitieren, wird es allerdings noch eine Weile dauern. Denn von nun an haben die verantwortlichen Politiker acht bis zwölf Wochen Zeit, um das offizielle Startdatum zu benennen, das ebenfalls innerhalb dieser Zeitspanne liegen muss.
Eine Entscheidung mit Signalwirkung für andere Staaten?
Cannabidiol (CBD) |
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Cannabidiol (CBD) ist ein kaum psychoaktives Cannabinoid aus dem weiblichen Hanf Cannabis sativa/indica. Unter medizinischen Gesichtspunkten wirkt es entkrampfend, angstlösend, entzündungshemmend und gegen Übelkeit. |
Aktuell sind Hanf und Hanfsamen hierzulande allerdings noch verboten. Erlaubt sind hingegen bereits Cannabisprodukte, die über einen sehr hohen Anteil des Cannabinoids „Cannabidiol“ (CBD) verfügen. Speziell CBD (siehe auch Info-Box) wird mit zahlreichen gesundheitlichen und medizinischen Wirkmechanismen in Verbindung gebracht und ist in Ländern wie beispielsweise der Schweiz bereits in der breiten Bevölkerung etabliert. Da sich die Politik auch hierzulande zunehmend mit der Cannabisthematik befasst, scheint eine ähnliche Entscheidung in absehbarer Zeit möglich.