home Gesundheit, Wirtschaft Emissionsfrei: DHL testet in Berlin Pakettransport per Schiff

Emissionsfrei: DHL testet in Berlin Pakettransport per Schiff

Die Spree in Berlin ist ab sofort auch ein Transportweg für Pakete. Ein mit Solarenergie betriebenes Schiff der Deutschen Post DHL bringt seit Donnerstag Hunderte Lieferungen vom Südhafen Spandau zum Westhafen, wie das Unternehmen mitteilte. Von dort sollen Zusteller auf elektrischen Lastenrädern die Pakete zu den Empfängerinnen und Empfängern bringen. Angesichts der immensen Paketmengen in den vergangenen Jahren ist das Projekt ein Versuch, bei der Umstellung auf umweltfreundlichere Zustellungsarten auch die Wasserstraßen Berlins zu nutzen.

Testbetrieb über neun Monate

INFO-BOX:
Deutsche Post
DHL Group
Die Deutsche Post AG ging 1995 aus der Deutschen Bundespost hervor. Seit 2000 ist sie börsennotiert. Im Jahr 2002 übernahm der Konzern DHL International und tritt seit 2015 als Deutsche Post DHL Group auf.
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Das Unternehmen stellt in Berlin immer mehr auf eine emissionsfreie Zulieferung um. Laut eigenen Angaben sind rund 1.000 E-Fahrzeuge sowie mehr als 1.700 elektrische Lastenräder im Einsatz. „Das Solarschiff ergänzt dieses Angebot als ein weiteres regionales Projekt für die Hauptstadt und zeigt, worauf wir schon seit Langem setzen: auf nachhaltige und klimafreundliche Logistik“, sagte der Chef des Post- und Paketbetriebs des Konzerns, Thomas Schneider.

Das elektrisch angetriebene Schiff ist 10,50 Meter lang und 2,50 Meter breit. Durch die Nutzung von Photovoltaik auf dem Schiffsdach lässt sich den Angaben zufolge ausreichend Strom für den Antrieb und die Bordenergie gewinnen. „Für Zeiten ohne Sonne wird die Energie in Batterien gespeichert. Das Schiff hat eine Antriebsstärke von fünf Kilowatt und kommt damit auf bis zu zwölf Kilometer pro Stunde“, so die Post. Bei Sonnenschein sei die Fahrtdauer unbegrenzt. Ohne Sonne könne das Schiff sechs bis acht Stunden fahren.

Insgesamt soll das deutschlandweit erste Pilotprojekt dieser Art neun Monate lang laufen. Nach einem erfolgreichen Test könnte die Transportroute von Spandau über den Westhafen nach Neukölln und Mariendorf erweitert werden, erläuterte ein Sprecher der Post gegenüber „heise online“. Die Gespräche mit der Stadt und anderen Beteiligten liefen gut. Wichtig sei dabei, auch zu klären, welche Anlegestellen verfügbar wären und wie der Lieferverkehr durch Schleusen geregelt wird.

Auch in Hamburg könnten Pakete bald per Schiff kommen

Aktuell sei man aber noch ganz am Anfang. Das Paketverteilzentrum befindet sich in Börnicke bei Nauen und verfügt weder über einen Schienen- noch über einen Wasseranschluss. Daher müssen die Pakete erst einmal per LKW nach Spandau gebracht werden. Be- und Entladung erfordern zudem zusätzliches Personal. Sven Goerke, Leiter der Berliner DHL-Niederlassung gibt offen zu: „Das rechnet sich noch nicht“. Dennoch will man an der Vision des Transports auf dem Wasser festhalten. Auf dem Weg zu einer emissionsfreien Zukunft wolle man in Berlin austesten, wie man die eigene Logistik von der Straße auf andere Transportwege verlagern können“, erklärte die Post.

Berlin ist allerdings nicht die erste Stadt, bei der die Deutsche Post auf einen Transport auf dem Wasser setzt. Seit zwei Jahren gibt es beispielsweise einer Zustellkette mit einem Schiff auf der Themse, das aber nicht emissionsfrei unterwegs ist. Ähnliche Lieferketten betreibt DHL auch in Venedig und Amsterdam. Als nächste deutsche Stadt könnte Hamburg hinzukommen. Allerdings habe eine Machbarkeitsstudie des Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen ergeben, dass die Liefergeschwindigkeit in der Hansestadt sehr gering sein könnte.