Der Zahl der Organspender sank im vergangenen Jahr auf einen neuen Tiefstwert. Zahlreiche Versuche der Politik, dem entgegenzusteuern, blieben bislang erfolglos. Nun schlägt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vor, in Deutschland die sogenannte Widerspruchsregelung einzuführen. Damit würde jeder Deutsche automatisch zum Organspender, solange er oder Angehörige nicht ausdrücklich widersprechen.
1. Spahn: Organspende soll „zum Normalfall werden“
2. BZgA: Zahl der Organspendeausweis-Inhaber steigt
Spahn: Organspende soll „zum Normalfall werden“
Organspendeausweis |
---|
Der erste Organspendeausweis wurde in Deutschland bereits 1971 ausgegeben. Die ausstellende Person erklärt darin, ob sie im Todesfall der Überlassung aller oder einiger Organe und Gewebe zu Spendenzwecken einverstanden ist oder nicht. Nach dem deutschen Transplantationsgesetz können Jugendliche ab 16 Jahren ihre Bereitschaft zur Organspende wirksam erklären, bereits ab 14 Jahren kann einer Organspende wirksam widersprochen werden. |
Dies sei zwar ein Eingriff des Staates in die Freiheit des Einzelnen, da alle bisherigen Versuche, die Zahl der Organspenden zu steigern, erfolglos geblieben seien, müsse nun eine breite gesellschaftliche Debatte über die Widerspruchslösung geführt werden, so Spahn. Auch der Bundestag solle über das Thema diskutieren, ein eigener Gesetzentwurf dazu sei derzeit aber nicht geplant. Mit dem Thema dürfte der Gesundheitsminister beim Koalitionspartner auf offene Ohren stoßen. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“, Spahns Gesetzentwurf zur Stärkung der Kliniken sei eine optimale Gelegenheit, eine umfassende Debatte über die Widerspruchslösung zu führen. Gleichzeitig kritisierte er, dass Spahn diese nicht direkt mit in den Gesetzentwurf zur Organtransplantation aufgenommen habe.
BZgA: Zahl der Organspendeausweis-Inhaber steigt
Kritik kommt hingegen von Patientenvertretern. Eugen Brysch von der Stiftung Patientenschutz sagte gegenüber dem „Deutschlandfunk“, dass mit einer Widerspruchsregelung nichts gewonnen sei, solange der Staat weiterhin privaten Akteuren die Organentnahme überlasse und nicht selbst die Kontrolle übernehme. Trotz des Organspendeskandals in Deutschland hatten sich nach Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zuletzt wieder mehr Menschen für einen Organspendeausweis entschieden. Die Einführung einer Widerspruchslösung könnte diese wachsende Vertrauen zerstören und damit mehr Schaden als Nutzen verursachen.