home Sport Olympische Spiele: IOC will vorerst an geplantem Austragungstermin festhalten

Olympische Spiele: IOC will vorerst an geplantem Austragungstermin festhalten

Obwohl mittlerweile fast alle Sportarten pausieren oder ihre Saison beendet haben, sollen vom 24. Juli an in Tokio die Olympischen Spiele stattfinden. Davon geht der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, auch angesichts der immer stärker werkenden Corona-Pandemie aus. Obwohl mittlerweile sogar einer der Olympia-Planer, Kozo Tashima, Vize-Chef des Organisationskomitees, mit dem Virus infiziert ist, klammern sich die Verantwortlichen an den festgelegten Austragungstermin.

Athleten können „Hinhaltetaktik“ nicht nachvollziehen

INFO-BOX:
Olympische Spiele
2020
Die 32. Olympischen Spiele sollen vom 24. Juli bis 9. August 2020 in Tokio stattfinden. Es ist die zweite Vergabe an die japanische Hauptstadt nach 1964. Darüber hinaus bewarb sich Tokio erfolglos um die Olympischen Spiele 1960 und 2016. Bei der Wahl 2013 hatte sich die Stadt gegen die Mitbewerber Madrid und Istanbul durchgesetzt. Die meisten Wettbewerbe sollen in einem Radius von nur acht Kilometern um das olympische Dorf ausgetragen werden. Als Logo wurde 2015 ein stilisiertes „T“ vorgestellt, das wegen erheblicher Ähnlichkeit zum Logo des „Théâtre de Liège“ in der belgischen Stadt Lüttich und den daraus folgenden urheberrechtlichen Bedenken zurückgezogen wurde. Das neue Logo des Künstlers Asao Tokolo zeigt nun ein blaues Schach-brettmuster, das die unterschiedlichen Länder, Kulturen und Denkweisen symbolisieren soll.
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Das IOC erklärte nach einer Sitzung des Exekutivkomitees in Lausanne, mehr als vier Monate vor den geplanten Spielen sei jetzt nicht die Zeit für drastische Entscheidungen. Jede Spekulation zu diesem Zeitpunkt halte man für kontraproduktiv. Alle Athleten, die an den Olympischen Spielen teilnehmen wollten, sollten sich weiterhin so gut wie möglich vorbereiten. Und dies trotz der Beeinträchtigungen durch Maßnahmen wie Sperrungen von Sportstätten oder Trainingsmöglichkeiten. Das IOC sei zuversichtlich, dass alle diese Maßnahmen dazu beitrügen, die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, fürchtet jedoch, dass es wegen der rasanten Ausbreitung des Virus doch schneller zu einer Absage der Olympischen Spiele kommen könnte als bisher angenommen.

Athletensprecher Max Hartung, derzeit selbst in Quarantäne, zeigte sich in einem Gespräch mit der „Rheinischen Post“ ebenfalls sehr besorgt. „Für die Athleten geht es ja neben der sportlichen Perspektive auch um wirtschaftliche und rechtliche Aspekte. Was passiert mit meinem Sponsorenvertrag, wenn die Spiele ausfallen? Falle ich aus der Sportförderung? Bin ich anschließend weiterhin im Olympiakader?“, so der Säbelfechter. Auch innerhalb des IOC tragen nicht alle Mitglieder die Entscheidung mit, derzeit noch nicht über eine Absage zu entscheiden. Die ehemalige Weltklasse-Eishockey- und Softballspielerin Hayley Wickenheiser, seit 2014 als Athletenvertreterin im IOC, sagte gegenüber dem „Spiegel“, das IOC handle „unverantwortlich und gefühllos“. Die aktuelle Krise sei „größer als die Olympischen Spiele“. Man müsse nun „Menschlichkeit zeigen“ und könne nicht einfach so weiter machen. Sie wolle keine Panik verbreiten und auch keine Instabilität innerhalb der olympischen Familie erzeugen. „Aber ich sage klar und deutlich: Jetzt helfen nur drastische Maßnahmen“.

Die sechsmalige Dressur-Olympiasiegerin Isabell Werth wurde in ihrer Kritik deutlicher: „Das ist eine unverständliche Hinhaltetaktik vom IOC und den Japanern. Sie sollten sich am Fußball und an der Formel 1 ein Beispiel nehmen und jetzt sagen: Olympia im Juli wird nichts“. Ähnlich sah dies Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler. Dieser wies auf die inzwischen von Land zu Land unterschiedlichen Trainingsbedingungen und die damit einhergehende fehlende Chancengleichheit hin. Er würde sich „über eine Verschiebung der Olympischen Spiele freuen, um die Ausgangslage für alle auf null zu setzen“, sagte Röhler gegenüber dem Portal „Sportbuzzer“.

Erst 55 Prozent der Athleten für Tokio qualifiziert

Doch auch selbst wenn es in den kommenden Wochen zu einer deutlichen Entspannung in der Corona-Krise kommen und der geplante Eröffnungstermin der Olympischen Spiele zu halten wäre, kämen es zu großen Problemen. Neben fehlenden Trainingsmöglichkeiten sind derzeit erst 55 Prozent der Athleten für Tokio qualifiziert. So wurden beispielsweise im Marathon alle relevanten Läufe abgesagt, die Handball-Qualifikationsturniere in den Juni verschoben und im Boxen am Dienstag die laufende Olympia-Qualifikation in London abgebrochen. Im Ringen hat gerade einmal die Hälfte der Olympia-Starter ihr Ticket sicher und bei den Schwimmern wurden die eigentlich vom 30. April bis 3. Mai geplanten deutschen Meisterschaften auf unbestimmte Zeit verschoben. Das IOC will daher großzügige Härtefall-Regeln zulassen.