home Auto, Wirtschaft Nach Volkswagen, Opel und Tesla: Auch BMW stoppt Autoproduktion wegen Coronavirus

Nach Volkswagen, Opel und Tesla: Auch BMW stoppt Autoproduktion wegen Coronavirus

Nach Opel, Volkswagen, Daimler und Porsche in Deutschland sowie Tesla in den USA unterbricht auch BMW wegen der Coronavirus-Pandemie bis Mitte April seine Autoproduktion in Europa und Südafrika. „Ab heute fahren wir unsere europäischen Automobilwerke und das Werk Rosslyn in Südafrika herunter“, sagte BMW-Vorstandschef Oliver Zipse auf der Bilanzpressekonferenz. Die Produktionsunterbrechung soll voraussichtlich bis zum 19. April andauern. Ein Unternehmenssprecher ergänzte, die Motorradproduktion in Berlin sei von dem heutigen Beschluss nicht betroffen und werde bis auf Weiteres fortgesetzt.

BMW rechnet 2020 mit weiterem Gewinneinbruch

INFO-BOX:
Bayerische
Motoren Werke AG
Die Kernmarke BMW geht auf die 1913 von Karl Rapp gegründeten Rapp Motorenwerke zurück. Diese wurden ab 1917 ausgebaut und firmierten ab 1918 als Aktiengesellschaft Bayerische Motorenwerke. Die Motorenbau-Abteilung und der alte Unternehmensname wurden 1922 verkauft und in die 1916 gegründete Bayerische Flugzeugwerke AG eingegliedert, die seitdem als BWM firmiert. Heute gehört BMW mit rund 135.000 Beschäftigten und mehr als 105 Milliarden Euro Umsatz zu den größten Wirtschaftsunternehmen Deutschlands.
mehr dazu
Die Ausbreitung des Coronavirus dürfte die Nachfrage nach Autos in allen wesentlichen Märkten erheblich beeinträchtigen. „Bei uns folgt die Produktion der prognostizierten Absatzentwicklung“, sagte Zipse. Man passe daher das Produktionsvolumen flexibel an die Nachfrage an. Betriebsratschef Manfred Schoch ergänzte, die Gesundheit der Mitarbeiter müsse geschützt und ihre Arbeitsplätze und Einkommen abgesichert werden. Dazu gebe es drei mit dem Betriebsrat vereinbarte Instrumente: Arbeitszeitkonten, Home Office und Kurzarbeit. Ein Tarifmitarbeiter erhalte so auch bei Kurzarbeit mindestens 93 Prozent seines Nettolohns, so der Betriebsratschef weiter. Mit den genannten Instrumenten werde der Konzern die Belegschaft sicher durch die anhaltende Krise steuern.

Der Autoabsatz bei BMW dürfte im laufenden Jahr deutlich unter den Vorjahresabsatz fallen. Zuvor ging das Unternehmen noch von einem steigenden Verkauf seiner Autos aus. Im laufenden Jahr dürfte die operative Marge des Ergebnisses vor Zinsen und Steuern im Automobilbau nur noch zwischen zwei und drei Prozent liegen, so der DAX-Konzern am Mittwoch. Im vergangenen Jahr hatte BMW noch 4,9 Prozent erzielt. Dabei gehen die Münchener von einer Belastung der Marge von rund vier Prozentpunkten durch die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Covid-19-Viruses aus. Diese dürften vor allem das erste Halbjahr empfindlich treffen.

Ob sich die Einbußen im zweiten Halbjahr aufholen lassen, bleibt fraglich. BMW-Finanzvorstand Nicolas Peter sagte, selbst wenn sich die Nachfrage in einigen Wochen wieder normalisiere, werde das Unternehmen beim Autoverkauf „deutlich unter Vorjahr“ liegen. Deshalb rechne BMW 2020 mit einem weiteren Gewinneinbruch. Dieser war schon 2019 von 9,6 auf 7,1 Milliarden Euro gefallen. BMW-Chef Zipse versuchte sich hingegen in Zweckoptimismus: „Es wird eine Zeit nach Corona geben“.

Neuwagenmarkt kommt praktisch zum Erliegen

Volkswagen will indes keine Prognose wagen. Finanzvorstand Alexander Seitz sagte am Mittwoch in Wolfsburg: „Wie groß die Auswirkungen sind, können wir heute noch nicht abschätzen“. Die Branchenexperten der Beratungsfirma EY prognostizierten für den laufenden Monat nur noch einen sehr schwachen Autoabsatz in Europa. Im April werde der Neuwagenmarkt sogar praktisch zum Erliegen kommen. In China, dem größten Automarkt der Welt, waren die Fabriken wegen des Coronavirus bis Mitte Februar geschlossen, der Absatz brach um mehr als 80 Prozent ein. Auch im März liegt er immer noch um rund die Hälfte niedriger als im Vorjahr, so der Branchenverband PCA in Peking. Der Markt erhole sich deutlich langsamer als erwartet, sagte PCA-Generalsekretär Cui Dongshu gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg.