home Wirtschaft Lira-Verfall: Türkische Zentralbank hebt Leitzins um 6,25 Prozent an

Lira-Verfall: Türkische Zentralbank hebt Leitzins um 6,25 Prozent an

Die türkische Notenbank hat ihren Leitzins massiv erhöht und stemmt sich damit gegen den Verfall der türkischen Währung. Die Zentralbank hob den Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld von bisher 17,75 auf 24 Prozent an. Ökonomen hatten lediglich mit einem Anstieg auf 22 Prozent gerechnet. Mit diesem Schritt stellten sich die Währungshüter gegen Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan, der ein erklärter Gegner hoher Zinsen ist.

Massive Inflation und USA-Streit als Auslöser der Krise

INFO-BOX:
Türkische Lira
Die heutige „Neue Türkische Lira“ kam im Oktober 1923 in Umlauf. Ab 1995 war die Währung einer Hyperinflation ausgesetzt, welche 2005 zur Einführung der um sechs Nullen gekürzten alten Lira führte. Seit Januar 2009 heißt die Währung offiziell wieder „Türkische Lira“.
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Man werde den strafferen geldpolitischen Kurs durchziehen, bis es Verbesserungen bei der Inflation gebe, teilte die Zentralbank mit. Falls nötig, würden weitere Zinsanhebungen folgen. Die Teuerungsrate in der Türkei war zuletzt bis auf knapp 18 Prozent gestiegen. Beobachter werten den Schritt der Währungshüter als Test für die Unabhängigkeit der Notenbank. Präsident Erdogan hatte demgegenüber stets niedrigere Zinsen gefordert. Er warf den Währungshütern vor, die Wechselwirkung zwischen Zinsen und Inflation zu verkennen: „Wer sagt: Inflation ist die Ursache und Zinsen das Ergebnis, der kennt sich nicht aus in diesem Geschäft.“ Zugleich stellte er der Zentralbank ein schlechtes Zeugnis aus, da die steigenden Preise im Land eine Folge falscher Schritte des Geldinstituts seien.

Die türkische Lira hat seit Beginn des Jahres rund 40 Prozent an Wert eingebüßt. Nach der Zinsentscheidung erholte sich die Währung merklich und gewann fünf Prozent hinzu. Auch der Istanbuler Aktienindex stieg kurz darauf um 1,6 Prozent. Die hohe Inflation, die Frage nach der Unabhängigkeit der Notenbanker und der Streit mit den USA nach der Inhaftierung eines US-Pastors sind die treibenden Faktoren in der Lira-Krise. Höhere Zinsen könnten Investoren nun dazu ermutigen, ausländische Währungen in Lira zu tauschen.

Lira-Erholung gibt weiteren Währungen Auftrieb

Experten bewerteten die Zinserhöhung positiv. Ein Analyst der VP Bank sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: „Die deutliche Zinserhöhung schafft nun wieder Vertrauen.“ Das Urteil laute deshalb: „Gut gemacht, so funktioniert Krisenpolitik. Den anziehenden Inflationsraten wird nicht tatenlos zugesehen.“ Ob dies allerdings bereits der erhoffte Befreiungsschlag für die türkische Währung war, bleibt abzuwarten. Der Kurssprung der türkischen Lira half unterdessen auch den Währungen anderer Schwellenländer auf die Sprünge. Am deutlichsten profitierten dabei der russische Rubel und der südafrikanische Rand.