Im Übernahmekampf um den Lichttechnikkonzern Osram hat das Unternehmen trotz massiver Bedenken seinen Aktionären das 4,3 Milliarden Euro schwere Angebot des österreichischen Chipherstellers AMS empfohlen. „Die finanzielle Attraktivität der Offerte war dabei höher zu gewichten als Kritikpunkte“, teilte Osram am Montag in München mit. Der österreichische Konzern überbietet mit seinem Angebot von 38,50 Euro je Aktie die Finanzinvestoren Bain Capital und Carlyle, die ihrerseits den Anteilseignern 35 Euro je Aktie zahlen wollen.
1. AMS will Osram zerschlagen
2. Finanzinvestoren können Angebot noch nachbessern
AMS will Osram zerschlagen
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Am 10. März 1906 meldete die Deutsche Gasglühlicht-Anstalt das Warenzeichen Osram (Kofferwort aus "Osmium" (OS) und "Wolfram" (RAM)) beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin an. 1918 gliederte die Deutsche Gasglühlicht-Anstalt ihr Glühlampengeschäft in die Osramwerke G.m.b.H mit Sitz in Berlin-Friedrichshain aus. Wegen der Enteignung nach dem Zweiten Weltkrieg verlegte Osram seinen Stammsitz 1954 nach München. 2016 wurde das Geschäft mit Glühlampen und LED-Lampen zur Allgemeinbeleuchtung für mehr als 400 Millionen Euro an ein chinesisches Konsortium abgetreten. |
Der Osram-Konzernbetriebsrat wertete es unterdessen sogar als „feindlichen Akt“, wie AMS um die Gunst der Anleger geworben habe. Während die Offerte der Finanzinvestoren, die ihr Angebot bereits im Juli vorgelegt hatten, von Vorstand und Aufsichtsrat einstimmig empfohlen worden war, muss sich AMS daher offenbar auf heftigen Widerstand aus der deutschen Belegschaft einstellen. Unter anderem deshalb, weil Bain Capital und Carlyle Osram als Ganzes erhalten wollen, die Österreicher aber in erster Linie am Opto-Halbleiter-Geschäft und an der Autozuliefersparte interessiert sind. Von der LED-Produktion sowie der Digitalsparte wollen sie sich hingegen trennen.
Finanzinvestoren können Angebot noch nachbessern
Um den Beleuchtungshersteller, der weltweit rund 25.000 Mitarbeiter, darunter 6.500 in Deutschland beschäftigt, übernehmen zu können, will das ohnehin schon mit mehr als 1,4 Milliarden Euro verschuldete Unternehmen weitere 3,9 Milliarden Euro aufnehmen und sich mittelfristig durch eine Kapitalerhöhung neues Geld beschaffen. Sollte diese Refinanzierung sowie eine angedachte Rückholung von Teilen der Osram-Produktion aus Malaysia nach Regensburg fehlschlagen, könnte dies weitreichende negative Folgen für die Aktionäre, Geschäftspartner und andere Stakeholder sowie nicht zuletzt für die Mitarbeiter bedeuten. Die Annahmefrist für die Offerten läuft indes noch bis zum 1. Oktober. Bis zu diesem Stichtag haben die beiden Finanzinvestoren somit noch die Möglichkeit, ihr Angebot aufzustocken. Die Gewerkschaft IG Metall hat unterdessen angekündigt, eine Übernahme durch AMS mit allen Mitteln verhindern zu wollen.