home Wirtschaft Überraschende Wende: Metro will Supermarktkette Real nun doch nicht an Redos verkaufen

Überraschende Wende: Metro will Supermarktkette Real nun doch nicht an Redos verkaufen

Beim Verkauf der angeschlagenen Supermarktkette Real zeichnet sich eine überraschende Wende ab. In einer Ad-hoc-Mitteilung schrieb der Handelsriese und Real-Inhaber Metro, dass man mit einem Konsortium aus SCP Group und x+bricks eine Absichtserklärung sowie exklusive Verhandlungen zur Übernahme von Real vereinbart habe. Auf Basis dieser Absichtserklärung soll es bis Ende Januar 2020 zu einem Vertragsabschluss kommen. Die Verhandlungen mit dem bisher favorisierten Bieterkonsortium um den Immobilieninvestor Redos habe man hingegen beendet, so Metro.

Metro will sich auf das Großhandelsgeschäft konzentrieren

Schon in den vergangenen Wochen waren die Gespräche mit Redos offenbar ins Stocken geraten. Metro-Chef Olaf Koch hatte Real vor gut einem Jahr ins Schaufenster gestellt. Die Supermarktkette mit ihren rund 34.000 Beschäftigten passe nicht zu seiner Strategie, den Metro-Konzern auf das Geschäft rund um den Großhandel zu konzentrieren. Doch die Verhandlungen mit Redos zogen sich bereits seit Monaten hin. Dabei hatten die Kartellbehörden bereits grünes Licht für eine mögliche Übernahme signalisiert. Arbeitsnehmervertreter bei Real kritisierten hingegen die seit langem andauernde Unsicherheit für die Beschäftigten. Ende November hatte x+bricks schließlich verlauten lassen, dass man sein bisheriges Angebot aufstocken wolle. Metro hatte daraufhin die Gespräche mit dem Konsortium wieder aufgenommen.

x+bricks arbeitet eng mit Kaufland zusammen

INFO-BOX:
Real
Real entstand 1992 aus der Zusammenlegung der Marktketten divi, basar, Continent, esbella, Plaza und real-Kauf. Später folgten massa, Primus, MHB, Meister, BLV, Huma und Suma. 1998 kamen 94 SB-Warenhäuser der Allkauf- und 20 der Kriegbaum-Gruppe hinzu. 2006 übernahm die Konzernmutter Metro AG zudem die 85 deutschen Walmart-Filialen. Die Real GmbH hat ihren Sitz in Düsseldorf und erzielte 2017/18 einen Umsatz in Höhe von 7,4 Milliarden Euro.
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Redos wollte Insidern zufolge mehr als 50 der 279 Real-Märkte weiterbetreiben. Die übrigen Standorte sollten an Konkurrenten gehen. Tegut und Edeka hatte bereits ihr Interesse signalisiert und Übernahmepläne beim Kartellamt angemeldet. x+bricks und die SCP Group hatten bereits im Juli ihre Real-Offerte auf mehr als 500 Millionen Euro aufgebessert. Metro-Chef Koch verweigerte jedoch lange Verhandlungen mit dem Konsortium und verwies auf mögliche kartellrechtliche Schwierigkeiten. Der Frankfurter Immobilieninvestor arbeitet eng mit Kaufland zusammen. Klaus Gehring, Chef des Kaufland-Eigentümers Schwarz Gruppe, zu der auch der Discounter Lidl gehört, wollte rund 100 Real-Standorte übernehmen, wie das „manager magazin“ berichtet.

Mit der heutigen Entscheidung ist Kaufland seinem Ziel ein großes Stück näher gekommen. Allerdings müssen die Kartellbehörden den Plänen von x+bricks noch zustimmen. Die Kartellwächter schauen bei Übernahmen im von wenigen Handelskonzernen beherrschten deutschen Einzelhandel sehr genau hin. Ebenso im Blick dürfte die Verhandlungen der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky haben, der seinen Metro-Anteil zuletzt auf knapp 30 Prozent aufgestockt hatte. Nach „Spiegel“-Informationen nutzen derzeit viele Lieferanten, allen voran die großen Konsumgüterkonzerne, die unsichere Lage bei Real aus und bieten der Supermarktkette schlechtere Konditionen bei den Einkaufspreisen als der Konkurrenz. Dies belaste die Marge von Real empfindlich.