home Wirtschaft Verdacht auf „Greenwashing“: US-Börsenaufsicht ermittelt gegen Vermögensverwalter DWS

Verdacht auf „Greenwashing“: US-Börsenaufsicht ermittelt gegen Vermögensverwalter DWS

Die US-Börsenaufsicht SEC ermittelt nach Angaben des „Wall Street Journal“ (WJS) gegen den Vermögensverwaltungsarm DWS der Deutschen Bank. Dabei geht es um den Vorwurf möglicherweise beschönigter Angaben zu nachhaltigen Investitionen. Die Untersuchungen der SEC sowie der Bundesstaatsanwaltschaft in Brooklyn befänden sich allerdings noch im Anfangsstadium. Die frühere Chefin der Abteilung für Nachhaltigkeit, Desiree Fixler, habe zuvor angegeben, dass die DWS Investitionen auf Basis von Nachhaltigkeitskriterien überbewertet habe.

Nachhaltige Investments erleben Boom

INFO-BOX:
DWS
Die DWS wurde 1956 gegründet und gehörte von 2004 bis zum Börsengang 2018 voll zur Deutschen Bank. Die DWS hat ihren Sitz in Frankfurt am Main und verwaltet ein Vermögen von mehr als 800 Milliarden Euro. Sie bietet aktiv und passiv gemanagte Fondsprodukte sowie alternative Anlagen für private und institutionelle Kunden.
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Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, untersucht inzwischen auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), ob der Vermögensverwalter seine nachhaltigen Investmentprodukte falsch ausgewiesen hat. Die Deutsche Bank sowie ein Sprecher des US-Justizministeriums lehnten einen Kommentar zum WSJ-Bericht ab. Die SEC hatte zu Jahresbeginn eine Task Force ins Leben gerufen, die Fehlverhalten bei Angeboten für nachhaltige Geldanlage nachgehen soll.

Klar ist indes: Die Deutsche Bank und ihre Fondstochter treffen die Vorwürfe hart. Sie haben nicht nur besonders intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit geworben, sondern wollen das Geschäft mit nachhaltigen Investments in den kommenden Jahren noch ausbauen. Hinzu kommt, dass die Deutsche Bank in den USA in den vergangenen Jahren wiederholt von den US-Aufsichtsbehörden ins Visier genommen wurde. Unter anderem lautete der Vorwurf mangelhaftes Risikomanagement.

Fonds, die mit Vorzügen ihrer Investments bei Umweltschutz, Sozialstandards und guter Unternehmensführung werben, haben zuletzt einen Boom erlebt. Nach Angaben der US-Ratingagentur Morningstar sind allein in den USA im vergangenen Jahr 51 Milliarden Dollar in „grüne“ Anlageprodukte geflossen.

DWS-Aktienkurs geht in die Knie

Allerdings müssen Investoren nach Angaben der SEC besser über diese Produkte informiert werden. Um Etikettenschwindel – sogenanntes „Greenwashing“ – zu verhindern, fordern Verbraucherschützer einheitliche Standards und Leitlinien für derartige Investments. Solche Anlagen sollten demnach nur als nachhaltig bezeichnet werden dürfen, wenn sie einen messbaren Beitrag zu Nachhaltigkeitszielen leisten und mehr seien als reine Werbeversprechen.

Nach Bekanntwerden der Vorwürfe brach der DWS-Aktienkurs an der Frankfurter Börse in der Spitze um fast 14 Prozent ein. Auch der Titel der Deutschen Bank verbilligte sich um mehr als zwei Prozent. Die Reaktion der Börse ist ein deutliches Zeichen dafür, wie ernst die Akteure an den Finanzmärkten die Lage insbesondere der Fondsanbieter einschätzen. Zum Thema Environmental Social Governance (ESG) sagte ein Händler jedoch auch: „Jeder weiß, dass das nur Marketing für den Zeitgeist ist. Verbindliche Regeln und Definitionen gibt es noch nicht, die entwickeln sich gerade erst“.

Nachhaltigkeitschefin Fixler nach Kritik gefeuert

Dem WSJ zufolge tat sich die DWS schwer, eine Nachhaltigkeitsstrategie zu definieren und umzusetzen. So hatte man Anlegern zuweilen ein rosigeres Bild vermittelt, als es der Realität entsprach. Die ehemalige Nachhaltigkeitschefin Fixler hatte dies intern auch kritisiert. Das Unternehmen verfolge keine klaren Ziele oder Strategien, ebenso gebe es keine Richtlinien zu Kohle und anderen kontroversen Themen. In ihrem Jahresbericht hatte die DWS gegenüber ihren Anlegern mitgeteilt: „Als Unternehmen haben wir ESG in den Mittelpunkt unseres Handelns gestellt“.

Dem widersprach Fixler gegenüber „ntv“: „Es ist eine Falschaussage, dass Nachhaltigkeit der Kern von allem ist, was das Unternehmen macht. Ich denke nicht, dass irgendein Unternehmen diese Aussage treffen kann“. Es sei „kontraproduktiv, wenn man zu viel verspricht und dann nicht liefern kann“. Derlei Kritik wollte man bei der DWS aber nicht hören. Sie entließ die erst im August vergangenen Jahres engagierte Fixler nach der Probezeit im März dieses Jahres – einen Tag vor Veröffentlichung des Jahresberichts.