home Auto, Wirtschaft Diesel-Skandal: Audi-Chef Rupert Stadler wegen Verdunklungsgefahr in Untersuchungshaft

Diesel-Skandal: Audi-Chef Rupert Stadler wegen Verdunklungsgefahr in Untersuchungshaft

In der Affäre um manipulierte Abgaswerte bei Dieselfahrzeugen haben Ermittler mit Audi-Chef Rupert Stadler heute erstmals einen amtierenden Vorstandsvorsitzenden verhaftet. Wie die Staatsanwaltschaft München II bestätigte, wurde Stadler am Morgen wegen Verdunkelungsgefahr festgenommen und befindet sich in Untersuchungshaft. Wegen den laufenden Ermittlungen könne man darüber hinaus keine weiteren Angaben zu den Hintergründen machen, so die Staatsanwaltschaft weiter.

Audi-Spitze wusste schon Ende 2015 von Abgasmanipulationen

INFO-BOX:
Audi
Die Audi Automobilwerke GmbH Zwickau wurde am 16. Juli 1909 gegründet. Nachdem Unternehmens-gründer August Horch seine "A. Horch & Cie. Motorwagenwerke Zwickau" im Streit verlassen hatte, verlor er die Namensrechte an „Horch“. So entstand Audi (lat. „Horch!“). 1928 übernahmen die Zschopauer Motorenwerke J. S. Rasmussen (DKW) die Audiwerke AG Zwickau, beide Unternehmen gingen 1932 in der Auto Union AG Chemnitz auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1949 die Auto Union GmbH in Ingolstadt neu gegründet. Erst 1965 fand die Marke Audi wieder Verwendung. Nach der Fusion mit den NSU Motorenwerken 1969 zur Audi NSU Auto Union AG wurde der Name Audi nach 37 Jahren zum ersten Mal als prägender Bestandteil in den Firmennamen aufgenommen, der nach dem Auslaufen der Marke NSU 1985 auf Audi AG verkürzt wurde.
mehr dazu
Bereits in der vergangenen Woche war ein Ermittlungsverfahren gegen Stadler sowie ein weiteres Mitglied des Audi-Vorstands eingeleitet worden. Auch Stadlers Privaträume hatte man durchsucht. Die Ermittler legen den Managern „Betrug sowie unmittelbare Falschbeurkundung“ zur Last. Schon nach der Aufdeckung der Manipulationen in den USA Ende 2015 soll die Konzernspitze auch von falschen Abgaswerten in Europa gewusst, anders als in den USA aber hierzulande keinen Vertriebsstopp angeordnet haben. So seien die betroffenen Fahrzeuge weiter hergestellt und in Europa in den Verkehr gebracht worden.

Bereits im März 2017 sowie im Februar dieses Jahres hatte es Razzien in der Ingolstädter Audi-Zentrale sowie im Werk Neckarsulm gegeben. Stadler hatte bisher stets bestritten, in die Abgasaffäre verwickelt zu sein. Seit 2015 hatten sechs Audi-Vorstände ihren Hut nehmen müssen. Auch gegen Stadler waren immer wieder Rücktrittsforderungen laut geworden.

Abgasbetrug kostete VW bisher 25 Milliarden Euro

Eine bevorstehende Ablösung des 55-jährigen, der seit über zehn Jahren an der Audi-Spitze steht und als Vertrauter der Eigentümerfamilien Porsche und Piech gilt, bezeichneten Experten am vergangenen Wochenende dennoch als unwahrscheinlich. Die Verhaftung des Audi-Vorstandsvorsitzenden soll heute auch Thema bei einer turnusmäßigen Volkswagen-Aufsichtsratssitzung sein. Wie das Portal „t-online“ berichtet, hängt die Zukunft Stadlers im Wesentlichen davon ab, was die Staatsanwaltschaft gegen ihn vorbringen kann. Eine Ablösung sei auch deshalb nicht einfach, da ein potenzieller Nachfolger beschädigt würde, sollten weitere Abgasmanipulationen ans Licht kommen.

Der millionenfache Abgasbetrug hat den Mutterkonzern Volkswagen bisher mehr als 25 Milliarden Euro gekostet. Die VW-Aktie nach Bekanntwerden der Verhaftung Stadlers um zwei Prozent ein. Das Kraftfahrt-Bundesamt hat für 216.000 Audi-Diesel einen Rückruf angeordnet, zuletzt waren davon rund 60.000 Stück der Oberklasse-Modelle A6 und A7 betroffen.