home Wirtschaft Bundeskartellamt: Lufthansa-Ticketpreise stiegen nach Air Berlin-Insolvenz um bis zu 30 Prozent an

Bundeskartellamt: Lufthansa-Ticketpreise stiegen nach Air Berlin-Insolvenz um bis zu 30 Prozent an

Nach der Insolvenz von Air Berlin sind Flugtickets der Lufthansa auf einigen innerdeutschen Strecken um bis zu 30 Prozent teurer geworden. Dies bestätigte heute das Bundeskartellamt. Allerdings rechtfertige dieser Preisanstieg nicht die Einleitung eines Missbrauchverfahrens, da die Preise in der Folge durch den Einstieg des Lufthansa-Konkurrenten easyJet wieder gefallen seien.

In Einzelfällen Tickets bis zu 50 Prozent teurer

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Bundeskartellamt
Fallbericht
Den ausführlichen Fallbericht des Bundeskartellamts ("Keine Verfahrenseinleitung gegen die Lufthansa wegen Preishöhenmissbrauchs") können Sie mit einem Klick auf "mehr dazu" einsehen und herunterladen (PDF).
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Das Bundeskartellamt hatte in einer Untersuchung festgestellt, dass die Preise bei der Lufthansa nach der Air Berlin-Pleite im Herbst vergangenen Jahres um durchschnittlich 25 bis 30 Prozent nach oben geklettert waren. In Einzelfällen habe es sogar Preisanstiege von mehr als 50 Prozent gegeben. Über Monate hinweg hatte die Fluggesellschaft nach dem Wegfall der Air Berlin-Flüge auf einigen innerdeutschen Strecken ein Monopol inne. Durch „konsequente Fusionskontrolle“ habe aber easyJet zügig in den Markt eintreten können, worauf die Preise umgehend wieder gesunken seien, sagte der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt. „Die Entwicklung der Flugpreise wäre bestimmt nicht so günstig verlaufen, wenn die Lufthansa dauerhaft Monopolist auf diesen Strecken geworden wäre.“

Das Bundeskartellamt hat für seine Untersuchung die Preisentwicklung auf den 13 passagierstärksten innerdeutschen Verbindungen untersucht. Insgesamt wurden stichprobenartig 412 Flüge an 44 Stichtagen analysiert, mehr als 56.000 Einzeltickets von Lufthansa und Eurowings sind dabei in die Auswertung eingeflossen. Die insolvente Air Berlin hatte im Oktober 2017 ihren Flugbetrieb eingestellt. Das Unternehmen wurde anschließend in verschiedene Teile aufgeteilt, zahlreiche Flugzeuge sowie die dazugehörigen Start- und Landerechte gingen an easyJet. Auch die Lufthansa wollte wichtige Unternehmensteile erwerben, scheiterte jedoch mit der Übernahme der Air Berlin-Tochter NIKI am Veto der EU-Kommission.

Bundeskartellamt will weitere Entwicklung genau beobachten

Lufthansa selbst hatte die gestiegenen Preise bei ehemaligen Air Berlin-Verbindungen mit der höheren Nachfrage und der daraus resultierenden schnelleren Auslastung der Maschinen begründet. Das computergestützte Buchungssystem habe darauf mit der Ausgabe teurerer Tickets in den höheren Buchungsklassen reagiert. Diese Aussage wollte Mundt jedoch nicht stehen lassen: „Die Verwendung eines Algorithmus zur Preisfestsetzung entbindet ein Unternehmen selbstredend nicht von seiner Verantwortung.“ Das Bundeskartellamt will die Entwicklung auf innerdeutschen Flugmärkten weiterhin intensiv beobachten und bei etwaigen neuen Hinweisen auf missbräuchlich erhöhte Ticketpreise erneut eine Verfahrenseinleitung prüfen.