Die Europäische Fußball-Union (UEFA) lehnt die Entscheidung des belgischen Verbandes, die Saison der ersten Liga (Division 1A) vorzeitig abzubrechen, entschieden ab. In einem Brief an die 55 Mitgliedsverbände schrieb der Verband, dass die UEFA überzeugt sei, dass „der Fußball in den kommenden Monaten unter den Bedingungen der Behörden wieder aufgenommen werden kann und jede Entscheidung, nationale Wettbewerbe aufzugeben, zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht und nicht gerechtfertigt ist“. Den Brief hatte die UEFA gemeinsam mit der European Club Association und den European Leagues kurz nach Bekanntwerden des Liga-Abbruchs in Belgien an ihre Mitglieder versandt.
1. Ceferin: „Solidarität ist keine Einbahnstraße“
2. Belgische Liga hat TV-Gelder bereits komplett erhalten
Ceferin: „Solidarität ist keine Einbahnstraße“
Union of European Football Associations (UEFA) |
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Die Union of European Football Associations (UEFA) ist der europäische Fußballverband. Sie wurde am 15. Juni 1954 in Basel gegründet. Dabei waren von 31 Verbänden aus Europa, die der FIFA angehörten, 25 anwesend und zwei weitere (Wales und Rumänien) ließen sich vertreten. Heute gehören der UEFA 55 Mitgliedsverbände an. Sitz der UEFA war bis 1959 Paris, ehe sie in die Schweiz nach Bern umzog. Seit 1995 befindet sich der Verwaltungssitz in Nyon. Der erste Präsident der UEFA war der Däne Ebbe Schwartz (1954-1962). Der heutige Präsident Aleksander Ceferin (Slowenien) ist seit September 2016 im Amt. |
In dem Brief der UEFA heißt es dazu, wenn einzelne Ligen „ohne Zustimmung der UEFA“ beendet würden, könnten Teams „von der Qualifikation für die Champions und Europa League gesperrt werden“. Alle Titel müssten auf der Grundlage von Ergebnissen vergeben werden. Alle führenden Fußball-Organisationen in Europa hätten – auch bei einem „disruptiven Ereignis“ wie der Corona-Pandemie“ – dafür Sorge zu tragen, dass diese Möglichkeit so lange wie möglich bestehen bleibe.
Die belgische Pro League reagierte umgehend auf die UEFA-Drohung. Man habe in einer Telefonkonferenz deutlich gemacht, dass die Liga einen Ansatz nicht akzeptieren werde, der „die Verbände unter Androhung des Ausschlusses aus den Klub-Wettbewerben dazu zwingt, die Ligen in der aktuellen allgemeinen Gesundheitskrise fortzusetzen“, hieß es in einer Mitteilung. Weitere Gespräche wolle man schnellstmöglich führen. Peter Croonen, Vorsitzender der Pro League, nannte die Einstellung der Fußball-Wettbewerbe in seinem Land die „einzige sozial verantwortliche Entscheidung“. Der Pro League-Vorstand habe die Entscheidung einstimmig gefällt. Die Generalversammlung muss dieser am 15. April allerdings noch zustimmen. Endgültig ist der Saison-Abbruch in Belgien damit aktuell noch nicht.
Belgische Liga hat TV-Gelder bereits komplett erhalten
Die Abbruch-Entscheidung dürfte der Pro League auch deshalb vergleichsweise einfach gefallen sein, da die belgischen Klubs die TV-Gelder für diese Saison bereits in Gänze erhalten haben und auch nicht mehr zurückzahlen müssen. In anderen europäischen Ligen, so auch in Deutschland, muss die Meisterschaft jedoch zu Ende gebracht werden, damit die übertragenden TV-Sender die komplette Summe an die Vereine zahlen. Daher bleiben Geisterspiele ohne Zuschauer hier die erste Option.
Die UEFA arbeitet derzeit daran, mit den europäischen Ligen eine Lösung für das Saisonende zu finden. Nicht nur die Ligen hängen in der Schlussphase der Saison fest, auch Champions League und Europa-League stecken mitten in der K.O.-Phase. „Fußball ist nicht das Gleiche ohne Fans wie mit Fans“, sagte Ceferin im ZDF. „Aber es ist auf jeden Fall besser, Fußball ohne Zuschauer zu spielen und ihn zurück ins Fernsehen zu bringen, als überhaupt nicht“. Man strebe an, die Ligen im Juli, spätestens August zu beenden. „Im September oder Oktober können wir das nicht mehr ausspielen“.