home Auto, Wirtschaft Daimler-Tochter Mercedes-Benz soll Aston Martin retten

Daimler-Tochter Mercedes-Benz soll Aston Martin retten

Daimlers PKW-Tochter Mercedes-Benz steigt stärker bei dem kriselnden britischen Luxuswagen-Hersteller Aston Martin ein. Mercedes liefert Teile und elektrische Antriebe an die Briten und erhält dafür in den nächsten drei Jahren neue Aktien von Aston Martin. Diese haben einen Gesamtwert von 286 Millionen britischen Pfund (etwa 315 Millionen Euro). Der Anteil der Schwaben an dem exklusiven Autobauer steigt dadurch von derzeit 2,6 auf maximal 20 Prozent. Aston Martin musste bereits im Frühjahr dieses Jahres von einem Konsortium um den kanadischen Milliardär und Formel 1-Magnaten Lawrence Stroll mittels einer Finanzspritze gerettet werden.

Aston Martin-Aktie von 1.900 auf 50 Pence gefallen

INFO-BOX:
Aston Martin
Aston Martin wurde 1913 von Lionel Martin und Robert Bamford als Bamford & Martin Ltd. gegründet. Es hat seinen Sitz in Gaydon in der englischen Grafschaft Warwickshire. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm der britische Unternehmer David Brown das Unternehmen, das er 1972 wegen finanzieller Probleme verkaufen musste. 1987 kaufte Ford zunächst 75 Prozent der Aston Martin-Anteile, 1994 den Rest. Bis zu seinem 80. Jubiläum Mitte der 1990er-Jahre hatte Aston Martin nur rund 16.000 Autos hergestellt.
mehr dazu
Neben Stroll, der ebenfalls 20 Prozent der Anteile an Aston Martin hält, wäre die Daimler-Tochter dann größter Aktionär bei den Briten. Eine vollständige Übernahme schließt Mercedes-Benz aber aus. „Die Mercedes-Benz AG hat nicht die Absicht, ihre Beteiligung an Aston Martin über dieses Niveau hinaus zu erhöhen“, teilte der Autobauer in Stuttgart mit. Stroll hatte nach der erfolgreichen Rettung im Frühjahr den ehemaligen Chef der Mercedes-Tuning-Tochter AMG, Tobias Moers, als Vorstandschef zu Aston Martin geholt. Auch im Motorsport setzt Stroll auf deutsches Spitzenpersonal. Ab dem kommenden Jahr fährt der viermalige Formel 1-Weltmeister Sebastian Vettel für den neuen Aston Martin-Rennstall.

Die Briten, die unter anderem für die legendären Autos aus den James Bond-Filmen berühmt sind, leiden seit geraumer Zeit unter einer Flaute. Aktuell setzt man große Hoffnungen in den ersten eigenen SUV namens DBX (siehe Bild oben). Für die Entwicklung des Autos hatte das Unternehmen viel Geld in die Hand genommen. Mittlerweile laufe die Produktion auf Hochtouren, hieß es. Aston Martin war im Oktober 2018 für damals 1.900 Pence je Aktie an die Börse gegangen. Mit dem Kurs ging es anschließend rasch bergab. Zuletzt war die Aktie nur noch rund 50 Pence wert.

Der neue Pakt von Mercedes-Benz und Aston Martin ist nach Einschätzung von Analysten aber nicht nur eine reine Rettungsaktion für die britische Edelmarke. Einerseits stehe natürlich die Rettung des Autobauers im Vordergrund. Für den kleinen Hersteller sei es wichtig, durch die Kooperation Kosten bei der Entwicklung und beim Einkauf zu senken, sagte Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. Andererseits sei dies aber auch ein smarter Deal für Daimler. „Mercedes kommt ohne finanzielle Investition an 20 Prozent von Aston Martin. Wenn es dort gut läuft, ist das was wert. Wenn es schlecht läuft, ist das Risiko sehr begrenzt“, so Daniel Schwarz, Autoexperte der Bank Mainfirst.

Umsatz soll bis 2025 auf zwei Millionen Pfund steigen

Trotz allem ist das Geld bei Aston Martin nach wie vor knapp. Daher zapfte das Unternehmen auch wieder den Kapitalmarkt an. Neben neuen Aktien zu je 50 Pence im Umfang von 125 Millionen Pfund besorgt sich das Unternehmen mehr als 1,1 Milliarden Pfund an Fremdkapital. Diese sollen teilweise fällig werdende Schulden bedienen. Das Manöver hebe die frei verfügbaren Mittel auf über 500 Millionen Pfund, gab Aston Martin bekannt.

Die aktuelle Wirklichkeit sieht dagegen trübe aus. Im dritten Quartal, über das Aston Martin zeitgleich mit der Daimler-Kooperation berichtete, lag man mit einem Umsatz von 124 Millionen Pfund rund die Hälfte unter den Erlösen im Vorjahreszeitraum. Der Verlust vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen beläuft sich auf 29 Millionen Pfund. Vor Jahresfrist stand dem noch ein Gewinn in Höhe von 43 Millionen Pfund gegenüber. Umso ambitionierter wirken da die Pläne des Managements. Bis 2025 soll der Umsatz auf zwei Milliarden Pfund zulegen und Aston Martin einen operativen Gewinn von 500 Millionen Pfund bescheren.