home Panorama „Alternative Fakten“: Jury wählt Begriff von Trump-Beraterin zum „Unwort des Jahres“ 2017

„Alternative Fakten“: Jury wählt Begriff von Trump-Beraterin zum „Unwort des Jahres“ 2017

„Alternative Fakten“ ist das Unwort des Jahres 2017. Dies verkündete heute die Jury der „Sprachkritischen Aktion Unwort des Jahres“ um Linguistikprofessorin Nina Janich in Darmstadt. Der Begriff „Alternative Fakten“ geht auf Kellyanne Conway, eine Beraterin des US-Präsidenten Donald Trump zurück, die dadurch die Behauptung untermauern wollte, dass zu Trumps Amtseinführung Anfang 2017 mehr Zuschauer als jemals zuvor bei anderen Amtseinführungen auf der Straße gewesen seien – eine Aussage, die sich anhand von Videoaufnahmen jedoch rasch widerlegen ließ.

Auch „Shuttle Service“ und „Genderwahn“ gerügt

Info-Box
Unwörter des Jahres
2006: Freiwillige Ausreise
2007: Herdprämie
2008: Notleidende Banken
2009: Betriebsrats-verseucht
2010: Alternativlos
2011: Döner-Morde
2012: Opfer-Abo
2013: Sozialtourismus
2014: Lügenpresse
2015: Gutmensch
2016: Volksverräter
2017: Alternative Fakten
2018: Anti-Abschiebe-Industrie
2019: Klimahysterie
2020: Rückführungs-patenschaften / Corona-Diktatur
2021: Pushback
2022: Klimaterroristen
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Die Jury nannte die nachweisliche Lüge den Versuch, „Falschbehauptungen als legitimes Mittel der öffentlichen Auseinandersetzung salonfähig zu machen“. Der Begriff sei seitdem auch in Deutschland zum Sinnbild für besorgniserregende Tendenzen im öffentlichen Sprachgebrauch – vor allem in den sozialen Medien – geworden.

Insgesamt wurden der Jury 684 Vorschläge eingereicht, darunter war 65 Mal der jetzige Sieger. Unter den Vorschlägen befanden sich auch Wörter wie „Softwareupdate“, „Bio-Deutsche“, „Sprachpolizei“ und „Atmender Deckel“, das als „Obergrenzen“-Alternative aus der Diskussion um die Begrenzung von Flüchtlingszahlen hervorging. Neben dem Unwort des Jahres rügten die Sprachwissenschaftler die Begriffe „Shuttle Service“ im Zusammenhang mit Seenotrettungseinsätzen von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) im Mittelmeer sowie „Genderwahn“, das in konservativen bis rechtspopulistischen Kreisen zunehmend Bemühungen um Geschlechtergerechtigkeit in undifferenzierter Weise diffamiere.

Anonyme Street Art-Künstlerin Jurymitglied

Das „Unwort des Jahres“ wird seit 1991 gekürt (Auswahl siehe Info-Box). Ziel der Aktion ist es, auf öffentliche Formen des Sprachgebrauchs aufmerksam zu machen und die Sensibilität für Sprache in der Bevölkerung zu fördern. Die Jury wählt in jedem Jahr Formulierungen aus der öffentlichen Kommunikation, die gegen das Prinzip der Menschenwürde, der Demokratie oder die sachliche Angemessenheit verstoßen. Die eingereichten Vorschläge müssen zudem eine „gewisse Aktualität“ aufweisen.

Die Jury des „Unwort des Jahres“ besteht aus vier Sprachwissenschaftlern, einem Journalisten sowie einem wechselnden Gastjuror aus dem Bereich Kultur und Medien. In diesem Jahr war dies die mit einem Grimme-Preis ausgezeichnete anonyme Street Art-Künstlerin Barbara.

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