home Panorama Ehemaliger Hollywood-Mogul Harvey Weinstein zu 23 Jahren Haft verurteilt

Ehemaliger Hollywood-Mogul Harvey Weinstein zu 23 Jahren Haft verurteilt

Der frühere Hollywood-Produzent Harvey Weinstein ist wegen Sexualverbrechen zu 23 Jahren Haft verurteilt worden. Richter James Burke verkündete das Strafmaß am Mittwoch an einem Gericht in New York. Vor rund zwei Wochen hatte eine Jury Weinstein wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung schuldig gesprochen. Weinstein hatten bis zu 29 Jahre Haft gedroht. Zur Urteilsverkündung erschien er in einem Rollstuhl vor Gericht.

Weinstein-Fall Auslöser der #MeToo-Bewegung

INFO-BOX:
Harvey Weinstein
Harvey Weinstein wurde 1952 in New York City geboren. 1979 gründete er zusammen mit seinem Bruder Bob das Produktionsunternehmen Miramax, das sie 1993 an Disney verkauften. Zu den erfolgreichsten Filmen von Miramax und den Weinstein-Brüdern zählen „Der englische Patient“ (1996), „Shakespeare in Love“ (1998), „Scary Movie“ (2000), „Chicago“ (2002) und „Gangs of New York“ (2002). Im September 2005 verließen Harvey und Bob Weinstein Miramax und gründeten die Weinstein Company in New York. Nach den Vorwürfen gegen Harvey Weinstein und seine darauf folgende Entlassung musste die Filmproduktionsgesellschaft 2018 Insolvenz anmelden.
Im Vorfeld der Verkündung des Strafmaßes hatte die Staatsanwaltschaft nochmals eine harte Bestrafung gefordert. Weinstein habe jahrzehntelang Frauen missbraucht und zeige bislang keine Reue. Die Verteidigung hatte hingegen ebenfalls schon vor der Urteilsverkündung angekündigt, in Revision gehen zu wollen. Ihr Mandant sei überzeugt, dass sämtliche seiner sexuellen Beziehungen einvernehmlich gewesen seien. „Er hat immer wieder gesagt: ‚Ich bin unschuldig, ich bin unschuldig‘“, beschrieb Anwalt Arthur Aidala Weinsteins Reaktion auf den Schuldspruch Ende Februar gegenüber dem Portal New York Daily News. Seit 2017 hatten mehr als 80 Frauen Weinstein sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Darunter befinden sich bekannte Schauspielerinnen wie Kate Beckinsale, Daryl Hannah, Salma Hayek, Angelina Jolie oder Gwyneth Paltrow. In dem aufsehenerregenden Prozess in New York ging es jedoch nur um zwei Fälle: Weinstein zwang 2006 die Produktionsassistentin Mimi Haleyi nach Ansicht der Jury zum Oralsex und vergewaltigte 2013 die Friseurin Jessica Mann.

Das Urteil gilt als Meilenstein in der #MeToo-Debatte, die von dem Fall ausgelöst wurde. Im Herbst 2017 hatten die New York Times und das Magazin „New Yorker“ erstmals Anschuldigungen gegen den Produzenten öffentlich gemacht. Überall auf der Welt erkannten viele Frauen und auch einige Männer ihre eigenen Geschichten in denen der mutmaßlichen Weinstein-Opfer wieder. Die #MeToo-Bewegung hatte denn auch vor wenigen Wochen den Schuldspruch gegen Weinstein gefeiert. Allerdings kam auch Kritik auf, dass das Gericht ihn nicht in allen Anklagepunkten für schuldig befunden hatte. Für unschuldig hatte ihn die Jury in den beiden schwersten Anklagepunkten – des „raubtierhaften sexuellen Angriffs“ und eines noch schwereren Vorwurfs bezüglich Vergewaltigung – befunden. Beide Anklagepunkte hätten lebenslange Haft bedeutet.

Weinstein droht weiterer Prozess

Nach dem Schuldspruch Ende vergangenen Monats war Weinstein zunächst in ein Krankenhaus gekommen und dann in das Gefängnis Rikers Island in der Millionenmetropole New York gebracht worden. Nun soll er seine Strafe in einem anderen Gefängnis im Bundesstaat New York antreten. Die juristischen Kämpfe sind für den ehemaligen Hollywood-Mogul damit aber noch nicht abgeschlossen. In Los Angeles wurde Weinstein ebenfalls wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung angeklagt. Auch dort könnte es zu einem Prozess kommen. Zudem verhandeln seine Anwälte weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit diversen zivilen Klägerinnen über Entschädigungen.