Wibke Bruhns, die ersten Nachrichtenmoderatorin des ZDF, ist am Donnerstagabend im Alter von 80 Jahren gestorben. Dies bestätigte die Familie der Journalistin sowie inzwischen auch das ZDF. Bruhns präsentierte am 12. Mai 1971 als erste Frau die Spätausgabe der „heute“-Nachrichten. Zwei Jahre blieb Bruhns beim ZDF und wurde mit dem von ihr eingeläuteten Ende eines „schwachsinnigen“ Männermonopols, wie sie es nannte, einer bundesweiten Öffentlichkeit bekannt.
1. Bruhns: Frauen haben sich meinetwegen „das Maul zerrissen“
2. Angebliche Affäre mit Willy Brandt
Bruhns: Frauen haben sich meinetwegen „das Maul zerrissen“
„Ich war weder aufgeregt noch hatte ich das Gefühl, es sei irgendetwas Besonderes“, sagte die Journalistin 2016 im Gespräch mit dem „Deutschlandfunk“. Doch für ihren Job stand die damals 33-Jährige stark in der Kritik. Zuschauer forderten, sie solle sich um ihren Mann kümmern und den Haushalt schmeißen und nicht die Nachrichten moderieren. Gerade Frauen hätten sich ihretwegen „das Maul zerrissen“. Diese fanden, ich solle gefälligst bei meinen Kindern bleiben, denn „da gehörte ich hin, und ob ich denn überhaupt die leiseste Ahnung hätte, was ich da erzähle“, erinnerte sich Bruhns. Diese Anfeindungen waren auch mit ein Grund dafür, dass sie den Sender nach nur 380 „heute“-Ausgaben wieder verließ.
Bruhns, Jahrgang 1938, wurde in Halberstadt als Tochter des Kaufmanns Hans Georg Klamroth geboren, der nach dem Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 29144 als Mitglied des Wiederstandes hingerichtet wurde. Zum Journalismus kam sie über ein Volontariat bei der „Bild“-Zeitung. Ihre Ausbildung brach sie jedoch in der Folge des Mauerbaus 1961 aus politischen Gründen ab und wechselte als freie Mitarbeiterin zum Norddeutschen Rundfunk (NDR). Hier war sie als Redakteurin und Moderatorin tätig.
Wibke #Bruhns ist als erste Nachrichtenfrau im ZDF berühmt geworden. Jetzt ist die Journalistin gestorben. https://t.co/1oh5oyOa35
— ZDF heute (@ZDFheute) 21. Juni 2019
Angebliche Affäre mit Willy Brandt
Wibke Bruhns engagierte sich zeitlebens politisch, so trat sie früh für den späteren Bundeskanzler Willy Brandt ein. Aus dieser Zeit stammt auch das Gerücht einer angeblichen Affäre mit dem SPD-Politiker. „Unsinn“, empörte sich Bruhns. Sie führte dazu zwei Prozesse und gewann diese auch – trotzdem hält sich das Gerücht bis heute. Später nahm sie die Legende mit einem Augenzwinkern: „Auf meinem Grabstein wird wohl stehen: Hier ruht die erste Nachrichtenfrau Deutschlands und die Geliebte Willy Brandts.“