home Panorama ESC: Deutscher Beitrag wird wieder vom Publikum gewählt

ESC: Deutscher Beitrag wird wieder vom Publikum gewählt

Mit seinem Wechsel zur ARD-Produktionsgesellschaft Degeto Ende April dieses Jahres, gab der ehemalige ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber auch die Verantwortung für den deutschen Beitrag zum Eurovision Song Contest (ESC) ab. Wie der Norddeutsche Rundfunk (NDR) als zuständiger Sender am Donnerstag bekanntgab, soll der deutsche Teilnehmer im kommenden Jahr wieder durch einen Vorentscheid bestimmt werden. Die Idee aus Jahren 2020 und 2021, eine Jury darüber abstimmen zu lassen, wird damit wieder ad acta gelegt.

„ESC-Tag“ in Radio, Fernsehen und online

INFO-BOX:
Deutsche ESC-
Teilnehmer und Platzierungen seit 2010
2010: Lena (1/25)
2011: Lena (10/25)
2012: Roman Lob (8/26)
2013: Cascada (21/26)
2014: Elaiza (18/26)
2015: Ann Sophie (27/27)
2016: Jamie-Lee (26/26)
2017: Levina (25/26)
2018: M. Schulte (4/26)
2019: S!sters (25/26)
2021: Jendrik (25/26)
mehr dazu
Durch den Sieg der italienischen Gruppe Måneskin im Mai dieses Jahres in Rotterdam, findet der ESC 2022 in Turin statt. NDR-TV-Programmdirektor und Schreiber-Nachfolger Frank Beckmann hatte in einem Interview mit dem Branchenmagazin „DWDL“ bereits durchblicken lassen, dass ihm die bisherigen Regeln zum Vorentscheid zu komplex waren. Bei den beiden vergangenen Vorentscheiden hatten verschiedene Jurys ohne Einbeziehung der Zuschauer den ESC-Kandidaten gewählt. Bei der Auswahl der Jurymitglieder war unter anderem auch ein Marktforschungsunternehmen mit eingebunden.

Nun darf das Publikum wieder alleine den Sieger küren. Zudem kann sich jedermann bewerben, wie der NDR mitteilte. Dabei sei es egal, „ob Rock, Pop oder Rap; Band oder Singer/Songwriter; etablierter Künstler oder talentierter Newcomer“. Mitmachen dürfe jeder mit einem eigenen Sing, der noch nicht oder nicht vor dem 1. September 2021 veröffentlicht wurde. Das Bewerbungsverfahren läuft bis zum 30. November, anschließend werden die Beiträge für die finale Bewerbungsrunde ausgewählt.

Zu den beteiligten ARD-Popwellen gehören Antenne Brandenburg, Bayern 3, Bremen Vier, hr3, MDR Jump, NDR 2, SR 1, SWR 3 und WDR 2. Fünf Experten dieser Hörfunkprogramme bilden gemeinsam mit der Chefin der deutschen ESC-Delegation, Alexandra Wolfslast, die Fachjury, die die fünf Finalisten für den Vorentscheid wählen wird. Diese stellen sich dann im Rahmen eines „ARD ESC-Tages“ dem Votum des Publikums. Statt eines ausschließlich im Fernsehen übertragenen Events soll der Vorentscheid somit dann auch im Radio und online stattfinden. Außerdem werden die Dritten Fernsehprogramme der ARD eingebunden.

Neuer Auswahlprozess soll ESC-Pechsträhne beenden

Der ARD ESC-Tag soll voraussichtlich im März kommenden Jahres steigen. An diesem Tag kann dann jeder über den deutschen ESC-Beitrag abstimmen. Dies sei „ein crossmediales Ereignis, wie es in Deutschland nur die ARD auf die Beine stellen kann“, sagte Beckmann. Valerie Weber, WDR Programmdirektorin NRW, Wissen und Kultur sowie Vorsitzende der Audio-Programm-Konferenz der ARD ergänzte: „Der ESC ist im Unterhaltungsbereich ein großes europäisches Event! Ich freue mich, dass durch die Fach-Jury aus Musikexpertinnen und -experten und die Abstimmung der Hörerinnen und Hörer der ARD-Popwellen diesmal ganz Deutschland an der Auswahl des deutschen Beitrags beteiligt ist“.

Mit der neuen Variante hoffen die Verantwortlichen, Deutschlands jahrelange Pechsträhne zu beenden. Zuletzt war der Hamburger Sänger Jendrik nur auf dem 25. und damit vorletzten Platz gelandet. Beim ESC 2019 (2020 fand der Wettbewerb wegen der Corona-Pandemie nicht statt), hatte das Duo S!sters mit dem Lied Sister ebenfalls nur den vorletzten Platz belegt, ebenso wie die Sängerin Levina 2017. Andere waren sogar die absoluten Schlusslichter. Aus der jüngeren deutschen ESC-Geschichte ragen als Lichtgestalten nur Lena (Platz 1, 2010), Roman Lob (Platz 8, 2012) und Michael Schulte (Platz 4, 2018) heraus. Die nächste Chance, diese Bilanz aufzubessern, bietet sich am 14. Mai 2022.