home Gesundheit, Panorama Europäische Umweltagentur: Luftqualität in skandinavischen Städten am besten

Europäische Umweltagentur: Luftqualität in skandinavischen Städten am besten

Zwei Jahre lang hat die Europäische Umweltagentur (EEA) in Kopenhagen Daten aus europäischen Großstädten gesammelt, um zu bewerten, wie gut oder schlecht die Luftqualität dort ist. 323 Städte mit mehr als 50.000 Einwohnern haben Messwerte geliefert, von Trondheim in Norwegen bis Funchal auf der Insel Madeira. Das Ergebnis fällt zwiespältig aus. Zum einen verbessert sich die Luftqualität generell seit Jahren stetig. Zum anderen gibt es aber auch immer noch Städte, die massiv unter Luftverschmutzung durch Feinstaub und Ozon leiden.

Göttingen als sauberste deutsche Stadt auf Platz 29

Spitzenreiter in Sachen sauberer Luft sind das schwedische Umeå, das finnische Tampere, das schon erwähnte Funchal und Estlands Hauptstadt Tallinn. Die Schlusslichter finden sich überwiegend in Polen und im Norden Italiens. Die Schlusslichter bilden Nowy Sącz (Polen), Cremona (Italien) und Slavonski Brod (Kroatien). Über die sauberste Luft aller 52 gelisteten deutschen Städte verfügt Göttingen. Die niedersächsische Universitätsstadt landete auf dem 29. Rang, gefolgt von Freiburg (45), Darmstadt (46), Lübeck (50) und Hannover (56).

Ihnen und 25 weiteren deutschen Städten wird eine gute Luftqualität attestiert, die 22 anderen werden als moderat eingestuft. Deutsches Schlusslicht ist Berlin mit Platz 219. Keine deutsche Stadt landete somit in den Kategorien „schlecht“ oder gar „sehr schlecht“. Zahlreiche Großstädte, darunter beispielsweise hierzulande auch Köln, werden jedoch gar nicht aufgeführt. Dies kann laut EEA daran liegen, dass Messstationen oder bestimmte Daten fehlten. Insgesamt bescheinigt die Umweltagentur 127 erfassten Städten eine gute Luftqualität. Bei 123 gilt die Belastung als moderat. Den restlichen 73 Städten wurde eine schlechte oder sehr schlechte Luftqualität attestiert.

61 Prozent der Städte überschreiten WHO-Richtwert

INFO-BOX:
Europäische Städte mit der besten Luftqualität
1. Umeå (Schweden)
2. Tampere (Finnland)
3. Funchal (Portugal)
4. Tallin (Estland)
5. Bergen (Norwegen)
6. Uppsala (Schweden)
7. Narva (Estland)
8. Salamanca (Spanien)
9. Stockholm (Schweden)
10. Tartu (Estland)
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Die Einordnung bezieht sich auf die durchschnittliche Luftbelastung mit Feinstaub (PM2.5) in den Jahren 2019 und 2020. Ein „gut“ erhielt eine Stadt, wenn der Wert unter der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Langzeitbelastung von zehn Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter lag. Das ist strenger als der entsprechende EU-Wert. Andersherum gab es ein „sehr schlecht“, wenn auch das jährliche EU-Limit von 25 Mikrogramm nicht erreicht wurde. Nach Angaben der Leiterin der EEA-Fachgruppe für Luftverschmutzung, Umwelt und Gesundheit, Catherine Ganzleben, überschreiten 61 Prozent der erfassten Städte den WHO-Richtwert. Nur zwei Prozent liegen auch über dem jährlichen EU-Limit.

Wie bereits im vergangenen Jahr aus einem EEA-Bericht hervorgegangen war, hat sich damit die Luftqualität in Europa im Laufe des vergangenen Jahrzehnts deutlich verbessert. Als Gründe führt die Umweltagentur unter anderem verringerte Emissionen bei Verkehr und Energieversorgung an. Dennoch bleibe die Luftverschmutzung in vielen Städten Europas hartnäckig hoch, resümierte EEA-Exekutivdirektor Hans Bruyninckx. Besonders betroffen seien Regionen mit Schwerindustrie.

Luftverschmutzung Gesundheitsrisiko Nummer eins

Im Vergleich zu 2009 sind 2018 rund 60.000 Menschen pro Jahr weniger vorzeitig aufgrund von Feinstaub-Belastung gestorben. Dennoch leiden weiterhin nahezu alle Europäer unter Luftverschmutzung. Mehr als 400.000 Menschen starben EEA-Schätzungen zufolge in 41 europäischen Ländern vorzeitig aufgrund von Luftverschmutzung, darunter Zehntausende in Deutschland. Damit bleibt sie Gesundheitsrisiko Nummer eins in Europa. Wissenschaftliche Studien ergaben zudem, dass 17 Prozent der Fälle von Lungenkrebs, zwölf Prozent der Herzinfarkte und elf Prozent der Schlaganfälle im Zusammenhang mit erhöhter Feinstaubbelastung stehen. Die EU-Kommission will 2022 neue Standards für die Luftqualität festlegen. Derzeit gilt das Ziel, die Belastung der Bevölkerung durch Feinstaub und Ozon bis zum Jahr 2030 um 55 Prozent zu reduzieren.