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Foodpanda: Delivery Hero gibt Deutschland-Geschäft erneut auf

Dieses Comeback währte nur kurz. Vor gerade einmal einem halben Jahr kehrte Delivery Hero auf den deutschen Heimatmarkt zurück. Mit der Marke Foodpanda wollte das Unternehmen und sein Chef Niklas Östberg den Zehn-Minuten-Lieferdiensten Gorillas und Flink Konkurrenz machen. Doch nun ist überraschend schon wieder Schluss. Der DAX-Konzern gibt seine Expansion hierzulande auf und beendet seine Tätigkeit in sechs deutschen Städten.

„Wir haben nicht unendlich Geld“

INFO-BOX:
Delivery Hero
Delivery Hero wurde im Mai 2011 als RPG International Holding GmbH in Berlin gegründet und noch im selben Jahr umbenannt. Zu den ersten Zukäufen gehörten OnlinePizza, hungryhouse und Lieferheld. Am 24. August 2020 stieg Delivery Hero vom MDAX in den DAX auf.
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Dazu gehören unter anderem Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg und München. Nur der Standort Berlin bleibe als Innovationszentrum für Pilotprojekte neuer Produktfunktionen und Technologien bestehen, so Östberg am Mittwoch. „Wir haben nicht unendlich Geld“, sagte er zur Begründung gegenüber der „F.A.Z.“. Man müsse bei der Auswahl der Gelegenheiten wählerisch sein. Zwar gehe er noch immer davon aus, dass sich sein Lebensmittel-Lieferdienst in Deutschland langfristig durchsetzen könne. Zunächst seien aber andere Märkte aussichtsreicher, unter anderem Asien oder Osteuropa.

Delivery Hero teilte außerdem mit, das Japan-Geschäft verkaufen zu wollen. „Obwohl wir zwei fantastische Foodpanda-Teams aufgebaut haben, die große Fortschritte zeigen, ist es immer schwieriger geworden, in diesen Ländern einen echten Mehrwert für unser Ökosystem zu schaffen, sagte Östberg. Die Entscheidungen, den deutschen und den japanischen Markt zu verlassen, seien nicht leicht gefallen. Doch dieser Schritt erlaube es nun, Mittel auf attraktive Wachstumschancen in anderen Märkten und Geschäften zu verlagern. Wo möglich, sollten Foodpanda-Beschäftigte in anderen Funktionen in der Delivery Hero-Gruppe oder bei Partnern unterkommen. Außerdem plant das Unternehmen Abfindungspakete.

Deutscher Lieferdienste-Markt hart umkämpft

Der Markt in Europa ist unter den Lieferdiensten hart umkämpft. Und die Kunden mit entsprechender Werbung, Rabatten und Angeboten auf die eigene Plattform zu locken entsprechend kostspielig. In den vergangenen Monaten hatten auch andere Anbieter ihr Engagement in Deutschland intensiviert. Neben Marktführer Just Eat Takeaway (Lieferando) will auch der US-Fahrdienstvermittler Uber mit seinem Dienst Uber Eats stärker in Deutschland Fuß fassen. Darüber hinaus strebt der US-Anbieter Doordash unter anderem mit dem geplanten Zukauf des finnischen Anbieters Wolt nach Deutschland und Europa, startete zuletzt aber auch schon unter eigener Flagge in Stuttgart.

Experten gehen für das kommende Jahr von einer weiteren Konsolidierung in dem wettbewerbsintensiven Markt aus, der auch unter einem Mangel an Fahrern leidet. Delivery Hero war erst im Sommer auf den deutschen Markt zurückgekehrt. Nach dem Verkauf seine Deutschland-Geschäftes mit der Marke Lieferheld an Just Eat Takeaway war das international tätige Unternehmen fast zwei Jahre lang in Deutschland nicht aktiv gewesen.

Delivery Hero-Aktien verteuern sich

Am Aktienmarkt kam die heutige Entscheidung von Delivery Hero gut an. Die Papiere des Unternehmens verteuerten sich um mehr als sechs Prozent und notieren derzeit bei rund 98 Euro. Zuvor war die Aktie wochenlang gefallen, nachdem sie im November noch bei knapp 130 Euro notierte. Seit der Ankündigung des Deutschlands-Starts im Juni hatten Delivery Hero-Papiere 14 Prozent verloren, während der DAX fast unverändert blieb. Als Gründe gelten die Furcht vor der Omikron-Variante des Coronavirus und der Sog des zuletzt schwachen Tech-Sektors. Auch steigende Löhne für Fahrer und geplatzte Übernahmen in Saudi-Arabien zogen den Aktienkurs nach unten. Die Aktien von Platzhirsch Just Eat Takeaway legten ebenfalls kräftig zu. In Amsterdam stiegen die Papiere um rund fünf Prozent. Als Grund nannte ein Börsianer, dass der Konzern als Marktführer in Deutschland von Delivery Hero nun keine aufreibende Konkurrenz mehr fürchten müsse.