Die Verleihung des diesjährigen Karl-Valentin-Ordens an den österreichischen Sänger Andreas Gabalier am kommenden Samstag in München hat für reichlich Wirbel gesorgt. Während sich seine aktuelle CD bereits 34 Wochen in den deutschen Charts hält und seine Fans bereit sind, rund 150 Euro für ein Konzert ihres Idols in der Berliner Waldbühne auszugeben, werfen ihm Kritiker Rechtspopulismus, Homophobie und Frauenfeindlichkeit vor. Nun hat sich Gabalier erstmals zu den Vorwürfen geäußert.
1. „Narrhalla“: Gabalier ist „Volkssänger 2.0“
2. Gabalier 2015 bei Amadeus-Preisverleihung ausgebuht
„Narrhalla“: Gabalier ist „Volkssänger 2.0“
Karl-Valentin-Orden Preisträger seit 1990 |
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1990: Aenne Burda 1991: Peter Weck 1992: Jürgen Möllemann 1993: Harald Juhnke 1994: Kurt Wilhelm 1995: Otto Schenk 1996: Edmund Stoiber 1997: Mario Adorf 1998: Senta Berger 1999: Christian Ude 2000: Roman Herzog 2001: Thomas Gottschalk 2002: Christiane Hörbiger 2003: Alfred Biolek 2004: Fritz Wepper 2005: Helmut Dietl 2006: Peter Jonas 2007: Iris Berben 2008: Günther Beckstein 2009: Hape Kerkeling 2010: Maria Furtwängler 2011: Michael Herbig 2012: V. + W. Klitschko 2013: Til Schweiger 2014: Horst Seehofer 2015: Heino 2016: M. Nemec + U. Wachtveitl 2017: Dieter Reiter 2018: Phillip Lahm |
Der Karl-Valentin-Orden, benannt nach dem berühmten Komiker Karl Valentin, wird von der Münchner Faschingsgesellschaft „Narrhalla“ jährlich seit 1973 verliehen. Die Wahl Gabaliers hatte die Gesellschaft mit den Worten verteidigt, dass Valentin sich zeitlebens als Volkssänger betrachtet habe und Gabalier ein „Volkssänger 2.0“ sei. Texte von Künstlern seien vielseitig auslegbar, man könne jedoch „negative und oberflächliche Interpretationen weder nachvollziehen noch bestätigen“. Ganz anders sieht dies beispielsweise die Direktorin des „Karl-Valentin-Musäums“ in München, Sabine Rinberger: „Die Narrhalla missbraucht einen großen Künstler“, so Rinberger gegenüber „Spiegel Online“. Sie distanziere sich von der gesellschaftspolitischen Haltung Gabaliers, die eindeutig homophob, rechtspopulistisch und frauenfeindlich sei. Hier sei ihre Toleranz am Ende, sagte Rinberger.
Auf das Cover einer Gabalier-CD aus dem Jahr 2011, auf dem der Sänger in einer Pose zu sehen ist, die Kritiker als Hakenkreuz deuten, spielt Rechtsanwalt Gunter Fette an, der den Nachlass des Komikers im Auftrag der Familie verwaltet. Es sei „nicht hinzunehmen, dass Gabalier mit seinem offenkundigen Spiel mit faschistischen Symbolen wie dem nachgestellten Hakenkreuz auf dem CD-Cover, seiner Frauenfeindlichkeit und seiner Homophobie mit dem Namen Karl Valentins in Verbindung gebracht wird. Als bekannt wurde, dass Gabalier den Orden bekommt, ist uns allen der Kragen geplatzt“, so der Anwalt.
Gabalier 2015 bei Amadeus-Preisverleihung ausgebuht
Schon in der Vergangenheit hatte der 34-Jährigen Österreicher mit umstrittenen Auftritten und Aussagen für Aufsehen gesorgt. So sang er 2014 die alte Version der österreichischen Nationalhymne, in der nur von „großen Söhnen“ des Landes, aber nicht von dessen Töchtern die Rede ist. Ein Jahr später sagte Gabalier beim „Amadeus Award“, dass man es nicht leicht auf dieser Welt habe, wenn man „als Manderl noch auf ein Weiberl steht“. Eine Aussage, für die er vom anwesenden Publikum ausgebuht wurde. Ungeachtet aller Vorwürfe will die „Narrhalla“ an der Verleihung des Ordens an Gabalier festhalten. Die Veranstaltung werde wie geplant stattfinden, teilte die Faschingsgesellschaft am Mittwoch mit.