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Media Broadcast: Dienstleister droht mit Abschaltung zahlreicher UKW-Sender

Wegen eines Streits zwischen Sendernetzbetreibern und Antennenbesitzern könnte es ab kommenden Mittwoch zur Abschaltung zahlreicher UKW-Sender kommen. Dies berichtet die Zeitung „Die Welt“. Betroffen sind die Sender des MDR, des NDR in Mecklenburg-Vorpommern, des Deutschlandradios sowie die Privatsender Radio FFH, Big FM und Radio NRW. „Bis zu zehn Millionen Hörer könnten schon ab kommenden Mittwoch von einer Abschaltung ihrer UKW-Radiosender betroffen sein“, sagte Media Broadcast-Chef Wolfgang Breuer im Gespräch mit der Zeitung. Der Dienstleister, der zu Freenet gehört und zu UKW-Monopolzeiten eine Tochter der Deutschen Telekom war, zieht sich aus dem Geschäft mit terrestrischen UKW-Antennen zurück und will nur noch bis zur Jahresmitte den Sendebetrieb aufrecht erhalten.

Drohung „auch ein bisschen Erpressung“

INFO-BOX:
UKW-Rundfunk
UKW-Rundfunk wird weltweit im VHF-Band II zwischen 87,5 und 108 MHz betrieben. Die erste UKW-Übertragung der Welt fand 1925 zwischen Jena und Kahla statt. Bis 1964 wurden in Deutschland für UKW nur Frequenzen bis 100 MHz eingesetzt, dies wurde sukzessive bis 1968 u.a. durch die Einführung von Privatsendern auf den heutigen Stand erweitert.
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Vor sechs Jahren entschied sich der Gesetzgeber, den ehemaligen UKW-Monopolmarkt zu öffnen, 2016 legte die Bundesnetzagentur zudem eine Preisobergrenze für die Nutzung der Antennen fest. Daraufhin sah die Media Broadcast das UKW-Geschäft als nicht mehr lohnenswert an und verkaufte die Antennen an rund 30 Unternehmen, darunter auch Finanzinvestoren, die jetzt die Preise um bis zu 50 Prozent anheben wollen. Dies ist besonders für die kleineren, privaten Sender, die sich rein über Werbung finanzieren, ein massives Problem, wie Hit Radio FFH-Geschäftsführer Dieter Hillmoth mitteilte. Letztlich sei die jetzige Drohgebärde „auch ein bisschen Erpressung.“

Um den Beteiligten mehr Zeit für Preisverhandlungen zu geben, hat sich die Media Broadcast nun nach eigenen Angaben bereiterklärt, den Sendebetrieb von UKW noch bis Ende Juni zu gewährleisten. Dazu müsse das Unternehmen jedoch mit der Weiterverbreitung beauftragt werden, was bislang nur rund ein Viertel der betroffenen 40 Radioveranstalter getan hätte. Nun gebe es nur noch eine letzte Frist bis Montagvormittag. „Wer sich bis dahin nicht gemeldet hat, wird am Mittwoch abgeschaltet“, so Unternehmenschef Breuer.

Sender drohen bei Ausfällen mit rechtlichen Schritten

Die Sender indes bleiben noch weitestgehend optimistisch. Man gehe nicht davon aus, dass die UKW-Sender tatsächlich abgeschaltet werden, sagte Rainer Kampmann, Verwaltungs- und Betriebsdirektor des Deutschlandradios. Gleichzeitig forderte er besonders die privaten Marktteilnehmer auf, endlich ihre Hausaufgaben zu machen und noch offene vertragliche Fragen zu klären. Sollte es wider Erwarten dennoch zu Störungen oder gar Ausfällen kommen, wolle man umgehend die „notwendigen rechtlichen und tatsächlichen Schritte einleiten“, um die UKW-Verbreitung der eigenen Programme sicherzustellen.

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