Lange Zeit galt SPD-Chef Sigmar Gabriel als nächster Kanzlerkandidat der Partei. Weil er selbst zu dieser Frage keine klare Position beziehen will, scheint die Stimmung in der SPD nun aber zu kippen. Führende Sozialdemokraten würden mittlerweile lieber den Europapolitiker Martin Schulz ins Rennen um das Kanzleramt schicken.
„Wir brauchen einen Kandidaten, der rockt“
Martin Schulz trat 1974 in die SPD ein und engagierte sich zunächst bei den Jusos. 1984 wurde er in den Stadtrat von Würselen gewählt. 1987 wurde er Bürgermeister von Würselen und übte dieses Amt bis 1998 aus. Seit 1994 ist er Mitglied des Europäischen Parlaments und seit 2012 mit Unterbrechung dessen Präsident. |
In der SPD formiert sich derweil eine breite „Bloß-nicht-Gabriel-Bewegung“, die in allen Flügeln vertreten wird. Grund ist nicht nur das Zögern des Parteichefs, sondern auch der fehlende Rückhalt bei den Wählern. „Wir brauchen einen Kandidaten, der rockt, der es aber vor allem nicht selbst verbockt“, zitiert der Spiegel einen SPD-Spitzenmann. Der Vizekanzler gehört jüngsten Umfragen zufolge zu den weniger beliebten Politikern der Bundesregierung und rangiert hinter Parteikollegen wie Frank-Walter Steinmeier und Andrea Nahles.
Gabriel bleibt gelassen
In einer ersten Reaktion auf die Meldung zeigt sich Gabriel gelassen, obwohl der Druck auf ihn wächst. Parteifreunde hatten ihn schon früher ermahnt, dass ein Verzicht auf die Kanzlerkandidatur ihn auch den Parteivorsitz kosten würde. Ob Martin Schulz die Herausforderung tatsächlich annimmt, dürfte sich indes noch im Oktober entscheiden, weil der scheidende EU-Parlamentspräsident bekannt geben muss, ob er noch einmal für diesen Posten kandidieren wird.