home Panorama, Politik Srebrenica-Massaker: Ex-General Ratko Mladić zu lebenslanger Haft verurteilt

Srebrenica-Massaker: Ex-General Ratko Mladić zu lebenslanger Haft verurteilt

Das UN-Kriegsverbrechertribunal hat heute sein Urteil über den früheren bosnisch-serbischen General Ratko Mladić verkündet. Der 74-Jährige wurde in zehn von elf Anklagepunkten schuldig gesprochen und erhielt dafür eine lebenslange Gefängnisstrafe. Bei der Urteilsverkündung war der Angeklagte nicht anwesend. Man hatte ihn zuvor wegen Zwischenrufen aus dem Gerichtssaal bringen lassen.

Verurteilung wegen Mord, Vertreibung und Folter

INFO-BOX:
Massaker
von Srebrenica
Das Massaker von Srebrenica im Juli 1995 gilt als das schwerste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Ihm fielen mehr als 8.000 Bosniaken, fast ausschließlich Jungen und Männer im Alter von 13 bis 78 Jahren, zum Opfer. Die Verbrechen wurden von der Armee der Republika Srpska, der Polizei und serbischen Paramilitärs verübt. Anwesende niederländische Blauhelmsoldaten schritten nicht ein.
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Mladić war im Bosnienkrieg Oberbefehlshaber der serbischen Truppen und wurde unter anderem als Verantwortlicher für das Massaker von Srebrenica (siehe Info-Box) verurteilt, bei dem 8.000 kroatische Jungen und Männer von serbischen Truppen ermordet wurden, nachdem diese die zur UN-Schutzzone erklärte Stadt gestürmt hatten. Das Gericht wertete die Massenexekution als Völkermord. Außerdem sah man es als erwiesen an, dass Mladić die fast vier Jahre andauernde Belagerung von Sarajevo zu verantworten hatte, bei der 11.000 Menschen ihr Leben ließen – unter anderem, weil die Stadt von der serbischen Armee täglich mit hunderten Granaten beschossen wurde. Nach Ansicht des Gerichts hatte sich der 74-Jährige durch diese und weitere Verbrechen des Mordes, der Vertreibung und Folter schuldig gemacht hat.

Während des Prozesses wurden seit 2011 mehr als 10.000 Beweisstücke gesichtet und 592 Zeugen verhört, die die Verantwortlichkeit Mladićs untermauerten. Dessen Anwälte forderten dennoch einen Freispruch oder eine maximale Haftstrafe von 15 Jahren und versuchten, den Prozess mit Verweis auf den schlechten Gesundheitszustand ihres Mandanten immer wieder zu verzögern. Zuletzt hatte man noch infrage gestellt, ob Mladić der Urteilsverkündung beiwohnen können werde, weil seine Ärzte ihn vor jeder Form von Stress gewarnt hätten. Dass er tatsächlich nicht teilnehmen konnte, lag allerdings an seiner Missachtung des Gerichts. Weil er unter anderem rief, der Richter sei ein Lügner, wurde Mladić während der Urteilsverkündung aus dem Saal gebracht.

Mladić 16 Jahre auf der Flucht

Mladić war schon 1995 vom UN-Kriegsverbrechertribunal angeklagt worden, konnte sich aber durch Flucht über 16 Jahre der Verhaftung entziehen. Erst 2011 wurde er in Serbien verhaftet. Während seiner Zeit im Untergrund soll der ehemalige General mehrere Schlaganfälle und Herzinfarkte erlitten haben. Entsprechend schlecht war sein gesundheitlicher Zustand zu Verhandlungsbeginn. Der Prozess wurde deshalb nach seiner Eröffnung im Juni 2011 ausgesetzt und erst im Mai 2012 wieder aufgenommen. Dass trotz der Widrigkeiten nun ein Urteil gefällt werden konnte, bezeichneten die Vereinten Nationen in Genf als „großen Sieg für die Gerechtigkeit“.

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