Die britische Regierung hat mit einem Abbruch der Verhandlungen über die künftigen Beziehungen zur Europäischen Union (EU) gedroht, sollte sich bis Ende Juni kein Abkommen abzeichnen. Dies geht aus dem britischen Verhandlungsmandat hervor, das am Donnerstag veröffentlicht wurde. Beginnen sollen die Verhandlungen am kommenden Montag in Brüssel. Sollten sie scheitern, will sich London ganz auf einen No-Deal-Brexit nach dem Auslaufen der Übergangsphase Ende des Jahres vorbereiten.
1. Fischereiabkommen gilt als großer Streitpunkt
2. Gove: Keine Grenze in der Irischen See
Fischereiabkommen gilt als großer Streitpunkt
London und Brüssel haben somit nur bis Ende Dezember Zeit, um sich auf ein Freihandelsabkommen und die Kooperation in weiteren Bereichen zu einigen, bevor die Übergangsphase nach dem Brexit ausläuft. Kommt es zu keiner Übereinkunft, drohen vor allem der Wirtschaft schwerwiegende Konsequenzen. Großbritannien war am 31. Januar aus der Europäischen Union ausgeschieden, unterliegt aber noch bis Jahresende den EU-Regeln. In dem Dokument nimmt London wie erwartet eine harte Position ein. So werde man weder den Europäischen Gerichtshof als Schiedsinstanz anerkennen, noch werde man sich an die Abstimmungsmaßnahmen halten, welche Brüssel in seinem Verhandlungsmandat festgelegt hat. Auch eine Forderung nach Anpassung britischer Gesetze an EU-Regeln werde man nicht akzeptieren. „Alles, was wir wollen, ist die gegenseitige Anerkennung unserer hohen Standards und den gegenseitigen Zugang zu unseren Märkten“, sagte Premier Boris Johnson heute kurz vor der Veröffentlichung des Papiers vor Journalisten.
Verhandlungsrichtlinien der Europäischen Union |
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Gove: Keine Grenze in der Irischen See
Bereits am Dienstag, als die EU-Pläne ihre Pläne vorstellte, hatte die britische Regierung diese als „nicht auf Augenhöhe“ zurückgewiesen. EU-Chefunterhändler Michel Barnier warnte anschließend, man werde den Vertrag „nicht um jeden Preis schließen“. Sorgenfalten dürften EU-Politikern auch Aussagen von Staatsminister Michael Gove auf die Stirn treiben. Dieser betonte bei der Vorstellung des britischen Verhandlungsmandats mehrfach, dass es keine Grenze in der Irischen See geben werde. Damit befeuerte er Spekulationen, London könnte seine Zugeständnisse aus dem Brexit-Abkommen rückgängig machen, wonach zwischen Nordirland und dem Rest Großbritanniens künftig Warenkontrollen stattfinden sollen, um die Grenze zu Irland offenzuhalten.
Das 46 Seiten starke EU-Verhandlungsmandat betont demgegenüber die Bedeutung eines fairen Wettbewerbs, dessen Regeln von belastbaren Zusagen getragen werden müssen. Das angestrebte Abkommen solle daher gemeinsame hohe Standards enthalten. Für staatliche Beihilfen, Wettbewerb, staatliche Unternehmen, Arbeits- und Sozialnormen, Umweltstandards, Klimawandel, Steuerfragen und andere Eingriffe auf diesen Gebieten soll es auch künftig hohe Vorgaben mit geltenden EU-Standards als Referenz geben.