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E-Lieferwagen: Deutsche Post stellt StreetScooter-Produktion ein

Die Deutsche Post stellt nach langer erfolgloser Partnersuche ihren Elektro-Transporter StreetScooter ein. „Wir haben immer gesagt, dass wir kein Autohersteller sein wollen“, sagte Post-Chef Frank Appel. Es werde keine Neubestellungen mehr geben, so ein Sprecher der Post. Zudem werde man die Suche nach einem Käufer einstellen. Das Aus für die Produktion wird auch in der Bilanz des Unternehmens Spuren hinterlassen. Für das laufende Jahr seien Belastungen zwischen 300 und 400 Millionen Euro zu erwarten.

Post-Chef Apel kassiert Jahresprognose

Über Monate hinweg hatte die Post ergebnislos versucht, potenzielle Interessenten für StreetScooter zu finden. Die Auslieferungen von Fahrzeugen wird sich voraussichtlich noch bis nächste Jahr hinziehen, die Konzerntochter selbst anschließend zu einem reinen Betreiber der Bestandsflotte. Dank des unter dem Dach der Post entwickelten Fahrzeugs habe das Unternehmen heute zwar eine der größten elektrisch betriebenen Lieferflotten der Welt. Ein weiterer Ausbau ohne den richtigen Partner entspreche aber nicht der langfristigen strategischen Zielsetzung des Konzerns, so die Bonner. Die Post hatte das ehemalige Startup 2014 komplett übernommen und die Fahrzeuge auf die Bedürfnisse der Zusteller zugeschnitten. Das vollelektrische Fahrzeug wurde so vor allem auf den Stadtverkehr mit häufigen Stopps ausgerichtet. StreetScooter produzierte für den Fuhrpark des Bonner Konzerns, aktuell liefern mehr als 11.000 E-Transporter für die Post Sendungen aus. Die Post-Tochter aus Nordrhein-Westfalen beschäftigt derzeit rund 500 Mitarbeiter.

INFO-BOX:
StreetScooter
Die Street Scooter GmbH wurde im Juni 2010 als Forschungsinitiative an der RWTH Aachen gegründet. Im Mai 2011 stellte man das „Concept Zeitgeist“ der Öffentlichkeit vor, im Herbst 2011 folgten ein Prototyp des „Streetscooter Compact“ sowie die Nutzfahrzeugversion „Work“.
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Aber auch die Coronavirus-Krise bekommt die Post vor allem bei DHL Express und im DHL-Frachtgeschäft bei Transporten von und nach China zu spüren. Im Monat Februar belaste dies das Ergebnis nach Angaben des Unternehmens mit etwa 60 bis 70 Millionen Euro. Post-Chef Appel schränkte deshalb auch die Jahresprognose für das laufende Jahr ein. Der operative Gewinn (Ebit) werde die angepeilte Marke von fünf Milliarden Euro in diesem Jahr voraussichtlich nur übertreffen, wenn man die Folgen der Coronavirus-Epidemie und die neuen Sonderbelastungen durch das Aus von StreetScooter herausrechne. Post-Aktien verloren am Nachmittag knapp vier Prozent und notierten bei 27,52 Euro.

Der Elektro-Transporter war lange Zeit ein guter Werbeträger für die Post, die ansonsten mit ihrer riesigen Anzahl an Dieseltransportern zu Staus und Abgas-Belastungen in den Städten beiträgt. Als weiteres Modell neben dem spartanisch ausgestatteten StreetScooter und seinem „Zivil“-Ableger Work entstand in Zusammenarbeit mit Ford ein weiterer, größerer E-Transporter. Die deutschen Autohersteller zeigten an dem Projekt kein Interesse, da sie längst ihre eigenen Elektro-Plattformen entwickeln.

Chinesischer Autohersteller Chery als letzte Hoffnung

Für die Zukunft des StreetScooters hatte die Post in der Vergangenheit eine kräftige Expansion, einen Börsengang oder einen starken Partner aus der Automobilbranche ins Spiel gebracht. All dies konnte man jedoch nicht umsetzen. Zudem waren die Fabriken in Nordrhein-Westfalen nie ausgelastet und erwirtschafteten rote Zahlen. Allein im vergangenen Jahr belief sich der Verlust hier auf rund 100 Millionen Euro. Als letzter Ausweg galt eine Kooperation mit dem chinesischen Autohersteller Chery. Mit diesem habe StreetScooter eine Absichtserklärung zur Produktion sowie zur Entwicklung eines angepassten elektrischen Nutzfahrzeugs für die letzte Meile im Verteilerverkehr unterzeichnet, berichtete das Unternehmen im Herbst vergangenen Jahres. Ob diese Vereinbarung nach dem heute verkündeten Produktionsstopp weiter Bestand hat, darf bezweifelt werden.