Die Wahl des neuen Bundespräsidenten in Österreich hat sich in den letzten Stunden zu einem regelrechten Krimi entwickelt. Nachdem der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer nach der Auszählung der an den Urnen abgegebenen Stimmen leicht vor seinem Konkurrenten Alexander Van der Bellen lag, zeichnete sich während der Auszählung der Briefwahlstimmen gleich eine doppelte Trendwende ab.
1. Van der Bellen gewinnt mit rund 31.000 Stimmen Vorsprung
2. Wahlbeteiligung deutlich höher als 2010
Van der Bellen gewinnt mit rund 31.000 Stimmen Vorsprung
Dabei zeigten die ersten Zahlen eine erfolgreiche Aufholjagd des von den Grünen unterstützten Van der Bellen, dessen Vorsprung gegen Ende der Auszählung allerdings wieder schrumpfte. Dem amtlichen Ergebnis des Bundesinnenministeriums zufolge trennten die beiden Kandidaten letztlich nur wenige tausend Stimmen, weshalb der Rechtspopulist Hofer mit einer Zustimmung von 49,7 Prozent denkbar knapp unterlag. Dass er das Amt des Bundespräsidenten nicht für sich gewinnen würde, hatte Hofer allerdings schon einige Minuten vor Bekanntgabe des vorläufigen Endergebnisses geahnt und seine Niederlage in einer kurzen Facebook-Nachricht bestätigt. Dabei bedankte er sich für die Unterstützung seiner Anhänger und forderte diese auf, nicht zu verzagen.
Während Hofer keine Pläne hat, heute weitere Erklärungen abzugeben, will Van der Bellen am Abend vor die Kameras treten. Er äußerte sich deshalb noch nicht. Sein Vorgänger Heinz Fischer lobte in einer Stellungnahme den korrekten Wahlkampf und dankte den Wahlbehörden und -beisitzern. Gleichzeitig mahnte er die Bürger des Landes, ihre Chance auf politische Teilhabe nicht durch Passivität zu verschenken. Das knappe Ergebnis habe gezeigt, dass es richtig sei, vor einer Wahl zu sagen, dass es auf jede Stimme ankommt. Seinem Nachfolger Van der Bellen sprach er Anerkennung aus und wünschte ihm, ein Bundespräsident für alle Österreicher zu sein. Er müsse die Gräben und gravierenden Unstimmigkeiten im Land zuschütten.
Wahlbeteiligung deutlich höher als 2010
Zur Wahl waren knapp 6,4 Millionen Österreicher aufgerufen, von denen 72,7 Prozent ihr Recht wahrnahmen. Die Beteiligung lag damit deutlich höher als zur Bundespräsidentenwahl 2010, bei der nur knapp 53 Prozent der Wahlberichtigten ihre Stimme abgaben, was einem historischen Tiefstand gleichkam. Besonders hoch fiel die Zahl der Briefwähler mit 885.000 angeforderten Wahlkarten aus. Tatsächlich abgegeben wurden auf diesem Weg 740.000 Stimmen, von denen Van der Bellen mehr als 60 Prozent auf sich vereinen konnte.