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FC Schalke 04: Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies tritt von allen Ämtern zurück

Clemens Tönnies ist beim Bundesliga-Klub FC Schalke 04 mit sofortiger Wirkung von allen Ämtern zurückgetreten. Auch als Aufsichtsratsvorsitzender trat der 64-Jährige zurück. Er zog damit die Konsequenzen aus den Problemen nach dem Corona-Ausbruch in seinem Fleischereibetrieb in Rheda-Wiedenbrück und den daraus resultierenden Protesten und Rücktrittsforderungen der Schalke-Fans. Als erstes hatte die „BILD“ über das Schalke-Beben berichtet. Mittlerweile bestätigte auch der Verein den Rücktritt seines Aufsichtsratschefs auf seiner Homepage sowie via Twitter.

Tönnies seit 1994 Mitglied im Schalker Aufsichtsrat

„Als Mitglied und Vorsitzender des Aufsichtsrats hat Clemens Tönnies ganz entscheidenden Anteil daran, dass sich der FC Schalke 04 in den vergangenen 26 Jahren als eines der sportlichen und wirtschaftlichen Schwergewichte in der Bundesliga etabliert hat“, wurden die Vorstände Alexander Jobst und Jochen Schneider in einer Mitteilung des Klubs zitiert. Tönnies hatte die Königsblauen in der Vergangenheit immer wieder auch finanziell unterstützt. Jobst und Schneider fügen an: „Wir wissen, wir scher ihm diese Entscheidung gefallen ist, daher gebührt ihr unser höchster Respekt“. Tönnies war seit 1994 Mitglied im Schalker Aufsichtsrat und seit 2001 dessen Vorsitzender. Wer den Posten von Tönnies bis zum regulären Ende der laufenden Amtsperiode 2022 übernehmen wird, werde man „zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben“, so der Verein.

Unter Tönnies wurde Schalke 04 dreimal Pokalsieger, fünfmal Vize-Meister und spielte zehnmal in der Champions League. Allerdings konnte man in der Saison 2018/19 den Abstieg gerade noch vermeiden. Auch in der abgelaufenen Saison trat die Mannschaft von Trainer David Wagner vor allem nach dem Corona-Lockdown häufig desolat auf. Nach 16 sieglosen Spielen in Folge beendete man die Saison auf Rang Zwölf der Tabelle.

Massive Proteste von Fans gegen Tönnies

INFO-BOX:
FC Schalke 04
Der FC Schalke 04 wurde am 4. Mai 1904 im Gelsenkirchener Stadtteil Schalke gegründet. Er gehört zu den erfolg-reichsten Fußballvereinen Deutschlands und belegt aktuell den 7. Platz in der ewigen Bundesliga-Tabelle. Mit mehr als 160.000 Mitgliedern ist Schalke 04 zudem der viertgrößte deutsche Sportverein und der sechstgrößte weltweit.
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„Wir als Aufsichtsrat des FC Schalke 04 bedauern die Entscheidung von Clemens Tönnies sehr“, sagte sein bisheriger Stellvertreter, der 57-jährige Rechtsanwalt Dr. Jens Buchta in der Vereinsmitteilung. „Er hat das Gremium als Vorsitzender in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten mit seiner Mischung aus Bodenständigkeit und Dynamik geprägt, immer wieder war er der Motor, der wegweisenden Prozesse angestoßen und federführend begleitet hat“. Tönnies Erfahrung und Expertise würden schwer zu ersetzen sein, so Buchta weiter.

Tönnies selbst kommt in der Mitteilung weder zu Wort noch enthält sie auch nur ein kritisches Wort über ihn. Die Fans hatten hingegen in den vergangenen Tagen massiv den Rücktritt des ehemaligen Aufsichtsratschefs gefordert. Wegen der vielen Corona-Fälle in seinem Fleisch-Unternehmen in Rheda-Wiedenbrück, in deren Folge rund 640.000 Menschen in den Kreisen Warendorf und Gütersloh erneut große Einschränkungen des öffentlichen Lebens in Kauf nehmen müssen, war Tönnies bundesweit in die Kritik geraten. Nach einem rassistischen Spruch im Sommer letzten Jahres hatte der Milliardär zudem sein Amt für drei Monate Ruhe lassen. Und als sei dies noch nicht genug, wurde zuletzt auch die finanzielle Lage des Vereins immer prekärer. Schon vor der Corona-Pandemie hatten die Verbindlichkeiten fast 200 Millionen Euro betragen.

40 Millionen Euro Bürgschaft vom Land NRW?

Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass der Klub als erster Bundesligaverein in Deutschland das Gehalt von Neuverpflichtungen bei 2,5 Millionen Euro deckeln will. In seiner Not soll der Klub zudem eine Bürgschaft des Landes Nordrhein-Westfalen in Höhe von fast 40 Millionen Euro beantragt haben. Um diese hätte es eigentlich in der heutigen Aufsichtsratssitzung gehen sollen. Auf einer Pressekonferenz äußerte sich NRW-Ministerpräsident Armin Laschet ausweichend zu diesem Thema. Er könne Berichte über öffentliche Hilfen für Schalke 04 nicht bestätigen, so Laschet. Für den morgigen Mittwoch hat der Verein eine Pressekonferenz mit Sportvorstand Jochen Schneider und Trainer David Wagner angekündigt. Dabei soll es um die Ergebnisse der internen Analyse und die künftige Ausrichtung von Schalke 04 gehen. Nach den heutigen Ereignissen dürfte aber klar sein, das nicht nur sportliche Themen bei der Veranstaltung im Fokus stehen werden.