Aufschwung zum führenden Online Dating-Anbieter: ProSiebenSat.1 übernimmt The Meet Group

Die ProSiebenSat.1-Gruppe will führender Anbieter im weltweiten Online-Dating werden. Das Unternehmen, das unter anderem die TV-Sender ProSieben und Sat.1 betreibt, will gemeinsam mit dem US-Finanzinvestor General Atlantic den US-App-Entwickler „The Meet Group“ übernehmen. Dies gab ProSiebenSat.1 am Donnerstag bekannt. Der Kaufpreis liegt bei rund 500 Millionen US-Dollar (etwa 446 Millionen Euro).

Conze: Wollen Live-Video-App-Geschäft ausbauen

Spekulationen über einen Kauf von der Meet Group durch den Konzern gab es indes schon länger. Im Zuge der Übernahme schließt sich die Dating-Plattform Parship, bisher ein Teil der ProSiebenSat.1 E-Commerce-Tochter Nucom, mit der Meet Group zusammen. Zum Portfolio des App-Entwicklers aus New Hope im US-Bundesstaat Pennsylvania gehören die Dating-Apps MeetMe, Tagged und das deutsche Start-up Lovoo. An der neuen Einheit hält ProSiebenSat.1 künftig 55 Prozent der Anteile, General Atlantic 45 Prozent. Die bisherigen Meet Group-Aktionäre sollen 6,30 US-Dollar je Aktie erhalten. Bei der Übernahme investierte der Fernsehkonzern 232 Millionen US-Dollar, General Atlantic 306 Millionen US-Dollar.

Wie ProSiebenSat.1-Chef Max Conze sagte, sei dies eine der bislang größten Übernahmen des Konzerns. „Sie bringt uns unserem Ziel einen deutlichen Schritt näher, einen führenden globalen Player im Online-Dating-Markt zu schaffen. Wir sind davon überzeugt, dass wir durch die Kombination dieser erfolgreichen und komplementären Unternehmen auch Synergien innerhalb von ProSiebenSat.1 heben werden. So wollen wir das Wachstum unseres Marktanteils im deutschen Live-Video-App-Geschäft ausbauen.” Die Übernahme soll – die Zustimmung der Meet Group-Aktionäre sowie der zuständigen kartellrechtlichen Behörden vorausgesetzt – im zweiten Halbjahr dieses Jahres über die Bühne gehen.

Kooperation oder gar Fusion mit RTL kein Thema

INFO-BOX: The Meet Group
2005 gründeten die beiden High School-Studenten Dave und Catherine Cook den Social-Entertainment-Dienst „myYearbook“. 2011 fusionierte der Dienst mit der Quepasa Corporation und wurde 2012 in MeetMe Inc. umbenannt, woraus 2017 die Meet Group Inc. entstand. Über die bekanntesten Apps des Unternehmens (MeetMe, Lovoo, Skout und Tagged) können die Millionen Nutzer Live-Videos streamen, Geschenke senden, chatten und Fotos teilen.
mehr dazu

Konzernchef Conze versucht seit längerem, ProSiebenSat.1 breiter aufzustellen und so die Abhängigkeit vom strukturell sinkenden TV-Werbemarkt zu verringern. Spürbar rückläufige Werbeeinnahmen von fünf Prozent und Investitionen in den Konzernumbau drückten den Gewinn bereits im vergangenen Jahr. Das bereinigte Ergebnis fiel so um 14 Prozent auf 872 Millionen Euro. Der Umsatz kletterte um drei Prozent auf 4,14 Milliarden Euro und profitierte besonders vom anziehenden Produktions- und Digitalgeschäft.

Conze sieht ProSiebenSat.1 auf einem guten Weg. „Der Umbau von ProSiebenSat.1 zum diversifizierten Digitalkonzern kommt gut voran. Das Geschäftsjahr 2019 unterstreicht, dass es richtig war, in Zukunftsinitiativen zu investieren. Diesen Weg setzen wir konsequent fort: Wir wollen nachhaltig wachsen und somit zusätzlichen Wert schaffen.“ Für das laufende Jahr peilt der MDax-Konzern weitgehend stagnierende Gewinne sowie ein Umsatzplus von rund vier Prozent an.

Spekulationen über eine stärkere Kooperation mit RTL wies Conze indes erneut zurück. Man wolle weder enger mit dem Konkurrenten zusammengehen noch konkrete Fusionsgespräche führen. Stattdessen biete man erneut an, mit der ProSieben-Tochter Joyn einen gemeinsamen deutschen Streaming-Champion zu schaffen. Bertelsmann-Chef Thomas Rabe hatte jüngst eine lockerere Regulierung für Firmenzusammenschlüsse und damit auch eine Fusion seiner europäischen Sender-Tochter RTL mit ProSiebenSat.1 ins Gespräch gebracht.