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Corona-Krise: Lufthansa will in vier Ländern Staatshilfen beantragen

Die Lufthansa-Gruppe will angesichts der dramatischen Auswirkungen der Coronavirus-Krise in vier Ländern Staatshilfe beantragen. „Wir sprechen mit den Regierungen der Heimatmärkte über mögliche Staatshilfen“, bestätigte ein Konzernsprecher am Freitag. Zuvor hatte bereits das „Handelsblatt“ darüber berichtet. Aus dem Wirtschaftsministerium hieß es indes, es liege noch kein formeller Antrag des Unternehmens vor.

Lufthansa-Flugkapazitäten könnten um 70 Prozent sinken

INFO-BOX:
Deutsche Lufthansa AG
Die heutige Deutsche Lufthansa AG wurde im Jahr 1953 gegründet. Den Flugbetrieb nahm das Unternehmen am 1. April 1955 auf, nachdem die Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Lufthoheit wiedererlangt hatte. Bis 1963 war die Deutsche Lufthansa AG zu fast 100 Prozent in Staatsbesitz. Seit 1997 ist das Unternehmen vollständig privatisiert und war im selben Jahr Gründungsmitglied der Star Alliance. Der Heimat-flughafen der Deutschen Lufthansa ist Frankfurt/M., ein weiteres Drehkreuz ist der Flughafen München.
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Lufthansa-Chef Carsten Spohr wird dazu am heutigen Abend an einer Runde mit Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnehmen, in der es um die Corona-Krise und deren Folgen, etwa für die Wirtschaft, gehen soll. Der Luftfahrtkoordinator der Bundesregierung, Thomas Jarzombek, hat die Branche zudem für den kommenden Montag zu einem Gespräch eingeladen. Bei diesem soll um die Folgen des Virus und das Hilfsangebot der Regierung gehen soll. „Die Bundesregierung stellt verschiedene Instrumente bereit, um bei kurzfristigen Liquiditätsengpässen zu helfen“, hatte Jarzombek am Donnerstag erklärt. Dazu gehörten beispielsweise Kreditinstrumente der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), Betriebsmittelkredite und auch das Bürgschaftsprogramm. Diese Instrumente stünden allen Industriebranchen offen, auch der Luftfahrtindustrie. Bei Bedarf könnten diese auch kurzfristig ausgeweitet, flexibilisiert oder auch neu eingesetzt werden. „Unser Ziel ist es, möglichst alle Arbeitsplätze zu erhalten“, so der Luftfahrtkoordinator.

Neben der deutschen Regierung will der Konzern auch mit Vertretern Belgiens, Österreichs und der Schweiz Gespräche führen. Dies sind die Länder, in denen neben der Lufthansa die Töchter Brussels Airlines, Austrian und Swiss angesiedelt sind. Vor einer Woche hatte das Unternehmen bekannt gegeben, seine Flugkapazitäten um 50 Prozent zu reduzieren. Am heutigen Freitag schloss Harry Hohmeister, in der Lufthansa Group verantwortlich für die Kernmarke, eine Kürzung der Verbindungen gar um 70 Prozent nicht mehr aus. Allerdings wolle die Lufthansa den Flugbetrieb trotz der massiv eingebrochenen Nachfrage nicht zeitweise komplett einstellen, wie ein Sprecher betonte. Vom bevorstehenden Wochenende an ist allerdings auch der Flugbetrieb über den Nordatlantik wegen der von US-Präsident Donald Trump verhängten Einreisebeschränkungen für Personen aus der EU in die USA stark eingeschränkt. Flüge in die Vereinigten Staaten, die in Spitzenzeiten bis zu 400 Mal pro Woche starten, machen rund ein Fünftel der Verkehrserlöse der Lufthansa aus.

Flughafen Frankfurt will Kurzarbeit für 10.000 Beschäftigte

Der Konzern hat sich indes mit Betriebsräten und Gewerkschaften auf Kurzarbeit geeinigt und wirbt für unbezahlten Urlaub. Teile der Belegschaft sollen womöglich vorzeitig und blockweise ihren Jahresurlaub nehmen. Betriebsbedingte Kündigungen sind hingegen nach einer 2016 abgeschlossenen Tarifvereinbarung bis Ende 2023 ausgeschlossen. Die Flugbegleitergewerkschaft Ufo will den Plänen allerdings nur zustimmen, wenn auch der Vorstand um Lufthansa-Chef Spohr nach dem Vorbild anderer Luftfahrtbosse vorübergehend auf Teile ihres Gehalts oder Aktienoptionen verzichten. Inzwischen hat auch der Flughafen Frankfurt angesichts einer um rund 45 Prozent eingebrochenen Zahl an Fluggästen bestätigt, für etwa 10.000 Mitarbeiter der Boden- und Sicherheitsdienste Kurzarbeit beantragen zu wollen.